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1. Teil 1 - S. 420

1918 - Essen : Bädeker
420 Die Renaissance. „Sie kommen, alter Geselle! Es werden die Deutschen wach; Sie kommen ans allen Gauen, Zu sühnen die alte Schmach!" So klingt's, und es murmeln die Wellen Und rauschen von Gau zu Gau; — Da bebt im innersten Grunde Der alte steinerne Bau. Zur mitternächtigen Stunde Am Turme der Meister steht. Und mit den Gesellen allen Ins Reich hinaus er späht. Und sieh, da gleißt es und blitzt es Und rasselt und trabt durch die Nacht; Es zieht in langen Reihen Herüber die deutsche Macht. Sie ziehen in hellen Hansen; Sie schreiten über den Rhein; Sie wallen am Dome vorüber Ins Land der Welschen hinein. Lang steht entzückt der Meister ! Und schaut und lauscht hinab; I Dann stieg er mit seinen Gesellen j Herunter in sein Grab. Dann legt er sich ruhig nieder Am alten deutschen Strom; Denn deutsch ist wieder sein Boden, Und deutsch ist wieder sein Dom. 227. Oie Renaissance.1) Durch das Studium des klassischen Altertumsi) 2) angeregt, nahm man im 15. Jahrhundert in Italien mit großer Begeisterung die alten (antiken) Formen in Kunst und Gewerbe wieder auf. Man ahmte jedoch diese Formen nicht einfach nach, sondern suchte sie gemäß den veränderten Zwecken und Bedürfnissen des Lebens selbständig zu gestalten. In den Bau- und Zierformen erkennen wir sofort die Vorbilder, die sie vor Augen hatten, aber wir sehen auch zugleich, daß sie ihre Muster mit großer Freiheit und doch anmutig und schön in Marmor wie in Metall, in Holz wie in Ton umzubilden wußten. Diese selbständige Erneuerung und Verwendung der Bau- und Zierformen der Italiener in allem, was Kunst und Gewerbe in der damaligen Zeit hervorbrachten, bezeichnet man mit dem Worte Renaissance, d. i. Wiedergeburt (Fig. 45). Daß diese Wiedergeburt von Italien ausging und von hier aus allmählich sich über ganz Europa verbreitete, darf uns nicht wunder nehmen. Man sah sich hier von den großartigsten Resten der Bauten des Altertums stets umgeben; die alte Überlieferung war daselbst nie ganz verloren gegangen, die ernste romanische und gotische Bauweise eigentlich niemals heimisch geworden, weil sie dem lebens- frohen, genußfreudigen italienischen Volksgeiste nicht zusagte. Eben- so läßt sich nicht verkennen, daß auch das Klima des Landes die neue Bauweise begünstigen mußte. Weite, kühle Räume, hohe Hallen, luftige Säulengänge sind in warmen Ländern Bedürfnis. i) spr. Renässangß. 2) Klassisch — mustergültig, besonders von den Kultur- erscheinungen des Altertums gebraucht, da die Griechen und Römer zuerst in der Geschichte Mustergültiges auf den verschiedenen Lebensgebieten geleistet haben (die Griechen in Kunst und Wissenschaft, die Römer im Staats- und Rechtsleben).
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