1914 -
Metz
: Even
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Rheinkopf, Reisberg, Bludenberg, Climont und noch von manchen
andern Bergen, die fast alle 1000 m Höhe und darüber haben.
Die Mittelvogesen sind niedriger. Der Odilienberg hat nur
767 m Höhe. Mit der 500 m hohen Scherhol bei Weißenburg
schließt die Vogesenkette ab. Nördlich davon beginnt die Hart.
Fast nirgends fehlt den Vogesen der Pflanzenwuchs. Die
untern Abhänge des Gebirges sind mit Reben bepflanzt. Pfir-
sich-, Aprikosen- und Mandelbäume ragen aus deu Weingeländen
hervor. Höher hinauf beginnen die Wälder von echten Kastanien
und Nußbäumen. Roßkastanien, Eichen und Buchen folgen,
und erst dann tritt die Tanne aus. Prächtige Weiden, auf denen
Viehzucht und Milchwirtschaft betrieben werden, bedecken die
Höhenzüge und Kuppen.
Während sich früher noch der Auerochs, das Elentier und der
Bür in den Vogesen tummelten, finden sich heute nur Wild-
schweine, Wildkatzen, Füchse und Hirsche vor. Aber in den Tannen-
wäldern der Hochvogesen nistet auch heute noch der Auerhahn,
und die tiefen Gebirgsseen bergen einen großen Fischreichtum.
Das Innere der Berge liefert im Süden Granit, im Norden
Buntsandstein zu Kanalbauten, Eisenbahnbrücken, Kirchen und
Häusern. Auch Mineralquellen hat das Gebirge in reicher Zahl.
Wer kennt nicht das Sulzmatter Wasser, die Heilquellen von
Sulzbach, Rappoltsweiler und Niederbronn?
Der Blick von den Vogesenhöhen in die Oberrheinische Tief-
ebene ist herrlich. Reiche Fruchtfelder, grünende Wiesen und
dichte Laubwälder umkränzen saubere Städtchen und schmucke
Dörfer ohne Zahl. Gegen Osten weist der schlanke Münsterturm
wie ein Riesenfinger gen Himmel. Dahinter blinkt der Rhein-
strom wie ein Silberband hervor, und am äußersten Horizont
zieht sich in blauer Ferne die Kette der Schwarzwaldberge hin.
Gegen Südosten reicht der Blick über die nackten Felswände des
Jura bis an die Eisgipfel der Berner Alpen. Nach Schiller Ti-b.
23. Tagesanbruch im Hochwald.
1. Noch ist am Himmel wach
der Sternenreigen,
und unterm Wipfeldach
herrscht tiefes Schweigen.
2. Nichts kann im weiten Kreis
das Ohr erlauschen;
nur aus dem Tal klingt leis
der Wasser Rauschen.
3. Die stillen Wälder steh’n
wie Tempelräume,
und Opferdüfte geh’n
durch Busch und Bäume.
4. Fern web! die Sonne sich
den Frührotschleier:
Mein Herz, nun rüste dich
zur Morgenfeier. Christ. Schmitt.