1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kranach ging mit seinem Herrn nach Weimar, und
blieb beständig bei ihm. Sein Sohn, Lukas Kranach, der
Jüngere, war auch Maler, steht aber dem Vater an Künstler-
verdiensten nach. Er hatte zwar noch einen älteren Sohn,
Johann, der ungemeine Anlagen zum Künstler hatte und
vom Vater nach Italien geschickt worden war, um die ge-
priesenen Werke zu studiren, er starb aber daselbst (1536)
an der Pest. Darüber konnten sich die Eltern nicht be-
ruhigen und machten sich Vorwürfe, als hätten sie seinen
Tod dadurch veranlaßt, daß sie ihn nach Italien hätten
gehen lassen. Luther nur konnte ihnen Trost und Be-
ruhigung bringen. „Wie?" sagte er, „wenn das gälte, so
hätte ich mehr Schuld an seinem Tode als Ihr; denn ich
habe es Euch und Eurem Sohne treulich gerathen. Wir
haben das aber nicht in der Meinung gethan, daß er sterben
sollte, sondern daß er ein wackrer Maler würde. Darum
gebet hin diesen Stachel im Gewissen."
Der alte Lukas Kranach starb zu Weimar (1553) in
einem Alter von 81 Jahren. Er wurde auf dem Gottes-
acker zu St. Jakob begraben, wo früher auch sein jetzt in
die Stadtkirche versetzter Leichenstein zu sehen war. Mit
ihm verlor Deutschland einen seiner größten Maler.
85. Frühstück !des Herzogs von Alba auf dem ^Schlöffe
zu Rudolstadt, im Jahre 1547.
Kaiser Karl V. zog im Jahr 1547, nach der folgen-
reichen Schlacht bei Mühlberg, mit seinem Kriegsheere
durch Thüringen nach Franken und Schwaben. Eine
Abtheilung desselben, meistens aus Spaniern bestehend
und von dem furchtbaren Herzog von Alba angeführt,
nahm den Weg durch Jena über Rudolstadt. Damals
regierte hier die verwittwete hochherzige Gräfin, Katha-
rina von Schwarzburg, geborne Gräfin von Henneberg,
eine kluge, heldenmütige und entschlossene Frau. Weit
vor der Armee voraus verbreitete sich allenthalben der
Ruf von unersättlicher Raubgier und Mordlust der sieg-
trunkenen kaiserlichen Truppen. _ Denn schon während
der Belagerung von Wittenberg beschäftigten sich die kaiser-
lichen Truppen mit Plündern, mit Sengen und Brennen.
Ganze Dörfer steckten sie an und machten die Häuser
der Erde gleich. Ein damaliger Augenzeuge schreibt: