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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 195

1873 - Hildburghausen : Gadow
193 „Um Wittenberg sind die Dörfer wüste, aus allen Häu- sern die Menschen entflohen, alles Vieh weggetrieben und nichts ist in den Höfen gelassen. Hie und da sieht man Leichname von Bauern liegen, bei welchen Hunde stehen und die Gedärme herausreißen." Die Städte Bel- zig und Niemeck, in der Nähe von Wittenberg, wurden rein ausgeplündert und in Brand gesteckt. In Koswig hatten sie das Schloß und die Stiftskirche zerstört. Am härtesten und grausamsten waren sie mit dem Probste zu Kemberg, einem Städtchen nahe bei Wittenberg, verfah- ren. Mit starken Stricken knüpften sie den armen Mann in seiner Studierstube auf, und als ihn seine Frau heim- lich abgeschnitten hatte, banden sie ihn auf's Neue mit Riemen, schlugen ihn wund und schleppten ihn, an ein Pferd gebunden, viele Meilen mit fort. Zum Glück entriß ihn noch ein deutscher Hauptmann aus den Händen seiner Tyrannen. Auf diese Weise betrug sich die kaiserliche Armee überall, wo sie hinkam, und das war der Gräfin Katha- rina von Schwarzburg nicht unbekannt. Das Wohh- ihrer Unterthanen lag ihr mehr am Herzen als ihr eigenes; daher hegte sie gerechte Besorgniß für ihr Land, als die zügellosen spanischen Horden sich ihrem Gebiete näherten. Sie wirkte sich daher von dem Kaiser Karl einen Schutz- brief aus, welchem gemäß ihre Unterthanen von der durch- ziehenden spanischen Armee auf keine Weise eine Bedrückung zu erleiden haben sollten, wogegen sie sich verbindlich machen wollte, gegen eine billige Bezahlung Brod, Fleisch, Bier und andere Lebensmittel aus Rudolstadt an die Saalbrücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, die dort übersetzen würden, damit zu versorgen. Indeß ließ sie aus kluger Vorsicht die Brücke, welche damals ganz nahe bei der Stadt über die Saale führte, in aller Geschwindigkeit abbrechen und in einer größeren Ent- fernung über den Fluß schlagen, damit die allzugroße Nähe der Stadt die raublustigen Spanier nicht in Versuchung führen möchte, sie zu plündern. Zugleich ließ sie den Bewohnern derjenigen Ortschaften, durch welche das spanische Heer zog, anrathen, ihre besten Habseligkeiten auf das gräfliche Schloß nach Rudolstadt in Sicherheit zu bringen. Mittlerweile rückte der spanische General, der furcht- bare Herzog Alba, mit einem Theile der Armee in das rudolstädtische Gebiet ein und ließ sich durch einen vor- Th. Lesebuch. 13
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