1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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entfloh, um ein Paar Hottentotten zu Hülfe zu rufen, die
nicht weit von da an einem andern Ausgange des Gebüsches
angestellt waren. Indessen hatte Rendsburg das letzte
Rettungsmittel versucht, und während das Thier mit
wüthenden Bissen seinen linken Arm zerfleischt und zersplit-
tert, mit dem rechten ein Messer aus der Tasche gezogen
und damit der grimmigen Katze die Brust an mehreren
Stellen durchbohrt. Die herbeieilenden fanden ihn vom
Pferde gerissen, in seinem Blute schwimmend, den Arm und
die ganze linke Seite aus einander gerissen, auf ihm den
todten Löwen, das Messer noch im Herzen. Nach wenigen
Minuten gab auch der muthige Kämpfer, erschöpft von dem
Blutverluste, seinen Geist auf.
Ein glaubwürdiger Mann erzählte uns, daß sich in
manchen Gegenden des Gebirges (unweit des Elephanten-
flusses) die Löwen in solcher Menge aufhalten, daß er einst
auf einer Jagdreise deren zwei und zwanzig auf einem Fleck
beisammen gesehen. Die meisten davon waren junge und
nur acht völlig ausgewachsen. Er hatte eben aus einem
offenen Platze ausgespannt, flüchtete sich mit seinen Hotten-
totten auf das Zelt eines Wagens und gab, ohne einen
Schuß zu wagen, seine Ochsen den Raubthieren Preis, die
sechs davon erwürgten und fortschleppten.
Bei Rietrivierspoort kamen wir an die Wohnung
eines gewissen van Wyk. Indessen wir unser Vieh ein
wenig weiden ließen und in der Thüre des Hauses den
Schatten suchten, begann van Wyk folgendermaßen: Es
ist etwas über zwei Jahre, daß ich auf der Stelle, wo
wir hier stehen, einen schweren Schuß gewagt habe. Hier
im Hause, neben der Thür, saß meine Frau. Die Kinder
spielten neben ihr, und ich war draußen zur Seite
des Hauses an meinem Wagen beschäftigt, als plötzlich
am hellen Tage ein großer Löwe erscheint und sich ruhig
aus der Schwelle in den Schatten legt. Die Frau, vor
Schrecken erstarrt, oder mit der Gefahr des Entfliehens
bekannt, bleibt auf ihrem Platze, die Kinder fliehen in
ihren Schooß. Ihr Geschrei macht mich aufmerksam; ich
eile nach der Thür, und man denke sich mein Erstaunen,
als ich den Zugang mir auf diese Weise versperrt sah.
Obgleich das Thier mich nicht gesehen hatte, so schien
doch, unbewaffnet wie ich war, alle Rettung unmöglich;
doch bewegte ich mich fast unwillkürlich nach der Seite
des Hauses zu dem Fenster des Zimmers, in welchem
mein geladenes Gewehr stand. Glücklicherweise hatte ich