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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 250

1873 - Hildburghausen : Gadow
248 wüthigen Kämpfer auf der Erde. Es geschah dies ohne alle Anstrengung und so schnell, daß man kaum den Erfolg davon begreifen konnte. Wir feuerten auf ihn, und eine Kugel traf ihn unter den kurzen Rippen, so daß das Blut hervorquoll. Er blieb in derselben ruhigen Stellung und ging hierauf weiter." Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war in der Menagerie zu Kassel unter andern ein Löwe, der wenigstens gegen seine Wärterin und Pflegerin in hohem Grade zahm war. Dies ging so weit, daß die verwegene Wärterin, um die Bewunderung der Zuschauer auf sich zu ziehen, es nicht selten wagte, nicht nur ihre Hand, sondern selbst ihren Kopf in den ungeheuern Rachen dieses Thieres zu stecken. Oft war dies vollkommen glücklich abgelaufen, und doch ging endlich das alte und wahre Sprichwort in Erfüllung: „Wer sich ohne Noth in Gefahr begibt, kommt darin um." Einst, als die Wärterin seinem Rachen ihren Kopf wiederum zur Hälfte anvertraut hatte, schnappte der Löwe zu und riß ihr das Genick aus, so daß sie auf der Stelle ihren Geist aufgab. Ohne Zweifel geschah dieser Mord von Seiten des Löwen unwillkürlich, indem er unglücklicher- weise gerade in dem für die Wärterin so entscheidenden Augenblick, vielleicht durch deren Kopfhaare gekitzelt, zu nießen veranlaßt ward. Wenigstens scheint der Erfolg diese Voraussetzung vollkommen zu rechtfertigen; denn kaum hatte der Löwe bemerkt, daß er den Tod seiner Pflegerin ver- ursacht hatte, als das gutmüthige, dankbare Thier äußerst traurig wurde, sich neben den Leichnam hinlegte, ohne sich denselben nehmen lassen zu wollen, alles ihm dargebotene Futter verschmähte und einige Tage nach diesem Unglücke vor Gram starb. Am (£nbe des vorigen Jahrhunderts brachte der Bür- ger Felix zwei Löwen, ein Männchen und ein Weibchen, in die Nationalmenagerie zu Paris. Gegen den Ansang des Juli wurde Felix krank, und da er die Thiere nicht ferner warten konnte, so übernahm ein Anderer dies Ge- schäft. Das Männchen war von dem Augenblicke an traurig, blieb einsam in einem Winkel seines Behältnisses sitzen und wollte durchaus nichts von dem Fremdlinge annehmen. Die Gegenwart desselben war ihm sogar verhaßt, und er drohte ihm oft durch sein Brüllen. Ja selbst die Gesellschaft des Weibchens schien ihm zu miß- fallen; er erwies ihm gar keine Aufmerksamkeit. Man glaubte, das Thier wäre krank; Niemand aber wagte sich
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