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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 289

1873 - Hildburghausen : Gadow
287 nicht mehr zu unterstützen vermochte. Die ganze Masse fiel im Krater zusammen. Aber diese grossartige Erscheinung beendigte den finstern Aschenregen nicht. Wennauch in Neapel und Portici und der nahen Gegend umher weniger Asche hin- abfiel, als an den vorigen Tagen, und das matte, röthliche Bild der Sonne mehrere Stunden lang sich durch den Staub in der Luft zeigte, so litten dagegen doppelt die Orte ostwärts des Berges. Ein heftiger Westwind führte die aus dem Krater sich heraufhebende Masse von der Meerseite weg, und mit doppelter Wuth stürzte sie auf Somma, Ottajauo, Nola, Caserta herab. Bis in das Apen- ninnengebirge hinein war tiefe Nacht. Der ganze Vesuv schien sich in Staub herabstürzen zu wollen. Wolkeu- brüche vermischten sich in der Luft mit der Asche und die Masse fiel wie ein zäher Teig über die Gegend. Fest um- gab er die zartesten Zweige der Pflanzen und Bäume, und alle Pflanzungen dieses fruchtbaren Strichs erlagen unter der unerträglichen Last. Viele Dächer in den Oertern stürzten zusammen und die Einwohner sahen sich genö- thigt, ihr Leben durch schnelle Flucht in das Gebirge zu retten.—Auf diese Art fiel einst Herculanum und Pompeji. End wirklich hatte man Ursache, ein nöch grausame- res Schicksal zu fürchten. Denn während der Schlamm und die Asche den 18ten und 19ten fortwährend in einer für die Helle des Tages undurchdringlichen Dichte sich herabsenkte, stürzten reissende Wasser ströme vom jähen Abhang des Berges herab. Mit grenzenloser Gewalt rissen sie Berge von Steinen und Bäumen vor sich hin und bedeckten mit grossen Felsenmassen die Ebene. Nur allein in der Nacht vom 20sten Junius wälzten sich 5 solcher Ströme vom Berge, und dreimal im Laufe des Tages er- neuerte sich diese verwüstende Erscheinung, und das letzte Mal mit doppelter Stärke und Kraft. Die ganze, den Vesuv umgebende Landschaft ward durch diese Regen verheert; jede kleine Wolke schien mit Macht gegen die Spitze des Berges gezogen, und kaum hatte sie den Gipfel umgeben, als auch schon die Wasser herunterstürzten, Wälder, Strassen, Brücken zerrissen und Häuser und Felder zer- störten. Von allen Seiten lebten die unglücklichen Men- schen in beständiger Todesangst und waren fortdauernd genöthigt, sich zur schnellen Flucht zu bereiten. Bosko, Somma, Ottajano, Torre del Anunziata verloren auf diese Art zum Theil für nicht zu berechnende Zeiten die Frucht
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