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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 322

1873 - Hildburghausen : Gadow
320 dann mit dem vergleicht, was die Naturforscher beim Hinaufsteigen auf die höchsten Berge gefunden haben, so hat man Alles beisammen, was wir über den Bau des festen Erdkörpers jetzt wissen. Dieses besteht un- gefähr in Folgendem: Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, scheint es grosse Weitungen zu geben, die wohl meistens mit Wasser angefüllt sein mögen. Denn bei starken Erd- beben, wie sie zuweilen in Asien und auch bei uns in Europa und in Amerika zugleich waren, hat sich die Er- schütterung öfters zur nämlichen Zeit über eine Strecke von mehreren tausend Meilen, zum Beispiel im Jahre 1755 von Lissabon bis hinüber nach Amerika verbreitet. Das liesse sich wohl nicht erklären, wenn man das In- nere der Erde, von der Oberfläche hinein, als eine ganz dichte Masse ohne alle Höhlungen annehmen wollte; leichter aber, wenn man sich in der Tiefe Weitungen denkt, die mit Wasser angefüllt und untereinander im Zusammenhange sind, wodurch sich dann die Erschütte- rung von einer zur andern fortpflanzen muss. Manche solche Höhlen sind auch leer und so weit nach oben gele- gen, dass man zuweilen gar hineinsteigen und ihr Inwen- diges betrachten kann. Da sind nun freilich die Höhlen, die wir in unserm deutschen Vaterlande haben, wie die Baumanns- und Bielshöhle am Harz oder die um Müggen- dorf in Franken, noch lange nicht die grössten. Selbst jene, Meilen weit sich fortsetzenden unterirdischen Ge- wölbe, zu denen die Adelsberger Grotte bei Triest und die Höhle des Cintragebii ges in Estremadura gehört, sind noch nicht die grössten, die man auf der Erde kennt, sondern schon Norwegen und die genauer bekannten Gegenden von Nordamerika haben Höhlen von unver- gleichbar viel mächtigerem Umfange aufzuweisen. In einer solchen Weitung der Tiefe verlor sich im Jahr 1344 plötzlich der wasserreiche Fluss Gaule in Norwegen, und es dauerte mehrere Tage, bis er die Räume derselben er- füllt hatte und an der Oberfläche wieder hervorbrechen konnte. In eine solche Weitung versank im Jahr 1702 unweit Friedrichshall in Norwegen der Hof Borge mit dem ganzen zu ihm gehörigen Flächenraum, und das be- nachbarte Felsengebirge enthält Oeffnungen, welche zu unergründbar tiefen Räumen führen. Die Höhle Dolsten auf dem Norwegischen Sundmeer scheint sich unter das Felsenbette des Meeres fortzusetzen und endigt an unzu-
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