1873 -
Hildburghausen
: Gadow
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kurfürst Johann der Beständige (1532), dem sein Sohn Johann
Friedrich der Großmüthige folgte, und starb auch Luther zu Eis-
leben am 18. Februar 1546*). Kurz nach Luther's Tode aberbrach
der Schmalkaldische Krieg aus (1546—1547), welcher mit der Nie-
derlage des Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg endigte,
in Folge deren Johann Friedrich selbst und das andere Haupt der
Protestanten, Philipp der Großmüthige, Landgraf von Hessen, in
des Kaisers Gefangenschaft geriethen.
37) Allein Herzog Moritz von Sachsen, der, obgleich selbst
Protestant, den Kaiser gegen seinen Vetter, den Kurfürsten, unter-
stützt hatte, und statt dessen die Kurwürde vom Kaiser erlangt
hatte, wendete nunmehr die Waffen gegen den Kaiser und zwang
ihn zu dem Paffauer Vertrag (1552), m welchem den Protestanten
Glaubensfreiheit zugestanden und welcher nachher durch den Augs-
burger Religionsfrieden (1555) bestätigt wurde.
38) Ungefähr gleichzeitig mit Luther war in der Schweiz und
zwar in Zürich Ulrich Zwingli in gleichem Sinne aufgetreten und
hatte eine Hälfte der Schweiz für die neue Lehre gewonnen. Seine
Lehre wurde nachher von Calvin in Genf weiter ausgebildet und
fand später auch in Deutschland Aufnahme. Ihre Anhänger heißen
Reformirte.
39) Außer in Deutschland wurde die Reformation auch noch
in England, Schottland, Schweden und Dänemark eingeführt.
b) Der dreißigjährige Krieg von 1618—1648.
40) Durch den Augsburger Religionsfrieden war in Deutsch-
land noch keine völlige Ausgleichung zwischen Protestanten und
Katholiken herbeigeführt worden; vielmehr dauerte die feindselige
Stimmung immer fort, bis sie in Böhmen im 1.1618 zum Kriege aus-
brach. In diesem zu Oesterreich gehörigen Lande sahen sich näm-
lich die dortigen, damals sehr zahlreichen Protestanten durch den
Kaiser in ihren Rechten bedroht. Sie werfen daher die kaiserlichen
Räthe Martinitz und Slawata aus dem Schloßfenster in Prag,
vertreiben die Oesterreicher aus Böhmen und rücken im folgenden
Jahre unter Anführung des Grasen Thurn vor Wien, welches sie
hart bedrängen, bis der Kaiser durch rasch herbeigekommene Truppen
aus seiner Roth befreit wird. Auch wählen sie statt des Kaffers
den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem König. Indeß
werden sie nn Jahr 1620 vom Kaiser, der von den übrigen Katho-
liken (der katholischen Liga) unter Herzog Maximilian von Bayern
unterstützt wird, am werßen Berge bei Prag geschlagen und das
Land unterworfen.
41) Der Kaiser mit der Liga setzt den Krieg, fort, erobert die
Pfalz und als Niederdeutschland die Waffen ergreift, um sich gegen
die Katholiken zu schützen und den König Christian Iv. von Däne-
mark zum Führer wählt, so stellt Albrecht von Wallenstein im
Namen des Kaisers, aber aus seine oder vielmehr auf Deutschlands
Kosten ein großes Heer auf, mit welchem er — neben Tilly, dem
Führer der Liga — allen Widerstand zurückschlägt, so daß der
Kaiser im Jahr 1629 in gam Deutschland unumschränkt herrscht.
42) Da erscheint zu der Zeit, als der Neid der übrigen Fürsten
den Kaiser genöthigt hatte, Wallenstein abzudanken, rm I. 1630
zur Rettung der Protestanten Gustav Adolph, König von Schweden.
*) S. Nr. 83 des Lesebuchs.