1900 -
Stuttgart
: Daser
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Zu Ende des 12. Jahrhunderts erbte ein Sohn des zotterischen
Grafenhauses, Friedrich mit Namen, der mit der Erbtochter des
Burggrafen von Nürnberg vermählt war, dessen ausgedehnte Güter
in Franken und Österreich. Gleichzeitig wurde ihm vom Kaiser zur
Belohnung für seine dem Reiche geleisteten Dienste die Nürnberger
Burggrafschaft übertragen; so wurde er der Amtsnachfolger seines
Schwiegervaters als Burggraf von Nürnberg und war gleichzeitig
Graf von Zollern. Bei der Teilung des väterlichen Besitzes ging
die Nürnberger Burggrafschaft mit den sonstigen fränkischen und
österreichischen Besitzungen auf Friedrichs Sohn, Konrad, über.
Dieser Burggraf Konrad wurde der Begründer der fränkischen
Linie des Hohenzollernhauses; er ist der Stammvater der Hohen-
zollern auf dein preußischen Königsthron, unsres deutschen .Kaiser-
hauses geworden.
Im 15. .Jahrhundert herrschte über die Grafschaft Zollern
Friedrich der Öttinger, so genannt, weil er in seiner Jugend einige
Jahre auf dem Schlosse seines Verwandten, des Grasen von
Ottingen in Bayern zugebracht hatte. Der war ein gar unverträg-
licher Herr. Er lag mit seinen Nachbarn wegen Verkaufs von
Gütern imb Ortschaften viel in Streit, sogar mit dem Grafen Eber-
hard voll Württemberg, dessen Rat und Dienstmalln der Öttinger
war. Als Eberhard vor Beendigung des Streites starb und der
Öttinger der Witwe, der stolzen Gräfin Hellriette voll Mömpelgard,
sein Dienstverhältnis kündigte und sogar feiildlich in ihr Gebiet
einfiel, verwickelte er sich mit der beleidigten Frau in eine Fehde,
die mit seinem vollständigen Verderben endigte. Nach langer Be-
lagerung wurde seine Burg Hohenzollern im Jahre 1423 von den
vereinigten Streitkräften der Reichsstädte und der Gräfin von
Württemberg erobert und von Grund aus zerstört, er selbst aber
in Gefangenschaft gesetzt; die Grafschaft Zollern nahm die Gräfin
iil Besitz. Sein Bruder Eitel Friedrich leitete mit Klugheit und
Ausdauer die Wiederherstellung seines Hauses ein. Er verglich sich
mit Württemberg und führte eine musterhafte Ordnung ein. Sein
Sohll Jost Nikolaus beschloß 1454, die zerstörte Burg wieder aus-
zubauen. Die Reichsstädte, welche dies hindern wollten, wußte
Graf Jost dadurch abzuschrecken, daß er zur Grundsteinlegung große
Feierlichkeiten veranstaltete und seine vornehmsten Verwandten hiezu
einlud. Unter diesen waren der Kurfürst von Brandenburg, der
Erzherzog von Österreich, der Markgraf von Badell und der Graf
von Fürstenberg, alle mit großen: Gefolge. Die an der Grundstein-
legung teilnahiilen, hämmerten und mauerten mit silbernen Hämmern
und Kellen, und gaben dadurch zu verstehen, daß sie den Bau, den
sie mitbegründet, auch beschützen würden, wenn ihm Gefahr
drohen sollte. So wurde Jost Nikolaus der zweite Erbauer der
Zollernburg.
Hundert Jahre später erbte Graf Karl die Grafschaft Zollern
und erhielt fast gleichzeitig als Reichslehen die Grafschaften Sig-