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1. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 283

1900 - Stuttgart : Daser
288 einander gesprengt, und die Unordnung war unaussprechlich. Die kaiserlichen Kürassiere stellten sich in Schlachtordnung, allein die preußischen Kanonen brachten sie bald auseinander, worauf die preußische Kavallerie auf sie fiel und sie gänzlich aus dem Felde schlug. Viele Tausend von den kaiserlichen Truppen konnten zu keinem Schuß kommen, sie mußten mit dem Strom fort. Der stärkste Widerstand geschah in dem Dorfe Leuthen, das mit vielen kaiserlichen Truppen und Artillerie besetzt war. Hiezu kamen große Haufen Flüchtlinge, die alle Häuser, alle Gärten und alle Winkel des Orts anfüllten, und sich verzweifelt wehrten. Endlich aber mußten sie doch weichen. So erschrecklich aber auch die Unordnung bei der geschlagnen Armee war, so versuchten dennoch ihre besten Truppen noch einmal standzuhalten; allein die preußische Artillerie schlug sie bald in die Flucht, und die preußische Kavallerie, die auf allen Flügeln einhieb, machte immer Gefangene zu Tausenden. Nur die einbrechende Nacht rettete den Rest des Heeres vom gänz- lichen Untergange. Man machte auf dem Schlachtfelde 20 000 Ge- fangene, worunter 300 Offiziere waren, und eroberte 134 Kanonen nebst 59 Fahnen. Von den Österreichern waren 6500 tot oder- verwundet, und 6000 gingen nach der Schlacht zu den Siegern über. Der preußische Verlust war 2660 Tote und Verwundete. Zu der Geschichte dieses Tages gehören einige Züge, die die Stimmung der Preußen bezeichnen, und dem von allen Völkern und Zungen bewunderten Heldengeist der Griechen und Römer- nichts nachgeben. Der General Graf Kreit stieß auf einen preußischen Grenadier, dem beide Füße abgeschossen waren, der auf der Erde lag, und so in seinem Blute schwimmend ganz gelassen Tabak rauchte. Der erstaunte General rief ihm zu: „Kriegskamerad! wie ist es möglich, daß Ihr in Eurem schrecklichen Zustande noch ruhig Tabak rauchen könnt? Der Tod ist Euch ja nahe!" Der Grenadier- nahm seine Pfeife aus dem Munde und erwiderte kaltblütig: „Was ist daran gelegen! skerb' ich doch für meinen König!" Einem andern preußischen Grenadier wurde beim Aufmarsch ein Bein abgeschossen. Er raffte sich von der Erde auf, stützte sich auf sein Gewehr wie auf eine Krücke, und so schleppte er sich zu einem Standplatz, wo die Truppen vorbei mußten, von wo er mit lauter Stimme den Soldaten zurief: „Brüder! fechtet wie brave Preußen! Siegt, oder sterbt für euren König!"
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