1909 -
Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht
- Autor: Krahn, Fritz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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alten Deutschen waren nämlich Heiden, die viele Götter verehrten.
In dunklen Wäldern und unter uralten Eichen feierten sie ihnen
Opferfeste. Im heiligen Hain auf Rügen wohnte die Göttin Freia,
Hertha; wohin sie kam, brachte sie Frieden und Fruchtbarkeit.
Weil sie so hold war, wurde sie auch Frau Holle genannt.
Nach ihr erhielt der Freitag seinen Namen. Ihr Gemahl war
Wodan, der über den Wolken in Walhalla wohnte. Er brachte
den Helden in der Schlacht Sieg; ihm war der Mittwoch geweiht.
Gefürchtet war Hel, die in ihrem finsteren Reiche (Hölle) hauste.
Der Gott des Donners und Blitzes war Donar, nach dem der
Donnerstag seinen Namen erhielt. Der Dienstag war der Tag
des Kriegsgottes Ziu. Wonach sind der Sonntag und Montag
benannt- Auch glaubten unsere Vorfahren an Zwerge, Elfen
(Alben) und Niren, die Erde, Luft und Wasser belebten. Einige
waren dem Menschen freundlich gesinnt (Heinzelmännchen), andere
wieder quälten ihn (der Nachtgott Alp, der Mahrt).
Pommersche Göttersagen.
1) Die Göttin Hertha auf Rügen: Auf Rügen
liegt im Schatten gewaltiger Buchen ein stiller, runder See. An
seinem nördlichen Ufer erhob sich einst die Hertha-Burg, in der
die Göttin Hertha wohnte. Uralte Buchen umstanden Burg und
See und bildeten den heiligen Hain, den nur die Priester betreten
durften. Selbst der wilde Ur, der heulende Wolf und der böse
Bär wagten sich selten hinein. Wenn aber der Frühling ins Land
kehrte, dann wurde es in ihm lebendig. Ganze Scharen von
Männern kamen herbei, riesig von Gestalt und in der Hand den
scharfen Speer; es waren die Ureinwohner unserer Heimat. Sie
sind gekommen, zu Ehren ihrer Göttin Hertha das Frühlingsfest
zu feiern. Diese ist herniedergestiegen auf ihren Wagen, den die
Priester mit kostbaren Teppichen bedeckt und mit geweihten Kühen
bespannt haben. So fährt sie auf der Insel umher, begleitet von
zwölf keuschen Jungfrauen und geführt von einem Oberpriester.
Fröhlich sind die Orte, die sie durchzieht. Aller Krieg und Streit
ruht, und nur Friede und Freude herrscht, wenn sie durchs Land
fährt. Kehrte sie dann in den heiligen Hain zurück, so wurde sie
und der Wagen im See gebadet. Die Sklaven aber, die solche
Dienste verrichteten, wurden in ihm ertränkt. (Siehe Hirts Lese-
buch, Anhang S. 9 „auf Iasmund"!)