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1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Eichrodt, Hellmut, Walter, M., Lauer, K., Fritz, Otto, Ruska, J., Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Ischler, Otto
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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auf der die Orienterpreßzüge von Paris nach Wien und Konstantinopel Verkeh-
ren, folgt ebenfalls dem Pfinztale bis in die Nähe Pforzheims.
Pforzheim war markgräfliche.residenz, bis diese 1566 nach Durlach verlegt
wurde. Unter der Regierung des Markgrafen Karl Friedrich wurde die heute so mächtia
blühende Schmuckwarenindustrie gegründet. Gegenwärtig ist Pforzheim der bedeutendste
Fabrikort Deutschlands für Gold- und Silberwaren (Bijouterie, spr. Bischuterie). Mit
einem großen Teil der Länder unserer Erde steht die Goldstadt in Handelsbeziehungen.
In über 900 Betrieben mit 80 000 Arbeitern werden jährlich ungefähr 70 Millionen
Mark Gold, 3 Millionen Mark Silber und an Steinen und Perlen für etwa 5 Millionen
Mark verarbeitet. 20 Millionen Mark werden an Löhnen ausbezahlt. Nicht nur die
Bewohner der Stadt selbst, auch die der weiteren Umgebung finden in der Gold-
industrie lohnende Beschäftigung. 16 000 Goldarbeiter wohnen in den umliegenden
Ortschaften. Daher ist die Bevölkerung im Amtsbezirk Pforzheim sehr dicht; es kommen
hier auf 1 gllm 330 Menschen.
Die Bewoh ner des Schwarzwalds gehören größtenteils dem Volks-
stamme der Alemannen und Schwaben an. Bei genügsamem Leben erfreuen sie
sich eines kräftigen Gliederbaus, guten Aussehens und ausdauernder Gesund-
heit. Sie sind außerordentlich fleißig und verstehen mit ihrem aufgeweckten
Sinn alle Dinge ihres Waldes nutzbar zu machen. In manchen Tälern tragen
die Wäldler noch ihre alte kleidsame Tracht; leider verschwindet sie von Jahr zu
Jahr mehr und macht den billigerenjfadtifchen Kleidern Platz. Seit treffliche
Kunstftraßen das Gebirge nach allen Richtungen durchziehen und das Innere
des Schwarzwaldes durch Eisenbahnen erschlossen ist, hat der Fremdenverkehr
außerordentlich zugenommen. Wegen der prächtigen Wälder, der köstlichen Luft
und der bequemen Verbindungen wird de4schwarzwald mehr und mehr als
Sommerfrische beliebt, und die Bedienung der Fremden verschafft im Sommer
vielm'"Gebirgsbewohnern einträglichen Verdienst. In wenig Gebirgen ist das
Wandern so angenehm gemacht wie im Schwarzwald. Der Schwarzwaldverein
bemüht sich, das Netz der Waldwege immer weiter auszubauen, für eine gute
Bezeichnung der Bergpfade zu sorgen und schöne Aussichtspunkte zugänglich zu I
machen. * —-------
4 Die Rheinebene.
a. Das Rheintal von Konstanz bis Basel. Befreit von Schmutz und Geröll
tritt der Rhein bei Konstanz als klargrüner Strom aus dem Obersee, durchfließt
den Untersee und verläßt ihn bei dem altertümlichen Schweizerstädtchen Stein,
um feinen Weg zunächst westwärts einzuschlagen. Mit wenig Unterbrechungen
begleitet er die badische Landesgrenze bis Mannheim. Bei Schaffhausen strömt
er durch Schweizer Gebiet. Hier stellen sich ihm die von Südwesten nach Nord-
osten ziehenden Kalkfelsen des Jura entgegen, durch den der Strom sich einen
Weg bahnen mußte. Trotz einer Arbeit von Jahrtausenden ist es dem Rhein aber
noch nicht gelungen, das größte Hindernis völlig zu ebnen, nämlich die Felswand,
die sich eine kleine Stunde unterhalb Schasshausen quer durch das Flußbett zieht,
und iiber die der Strom tosend und schäumend in ein 19 m tieferes Bett hinab-
stürzt. Von dem Anprall aus dem Boden wird das Wasser wieder in die Höhe
geworfen und zu feinem Gischt zerteilt, der als weißliche Wolke über dein bro-
delnden Kessel unterhalb des Falles lagert. Von der Erschütterung bebt der
Boden, und inmitten des donnernden Lärms vernimmt das Ohr keinen andern
Laut mehr. Aus eine Stunde Entfernung ist das Geräusch des Falles hörbar.
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