1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Eichrodt, Hellmut, Walter, M., Lauer, K., Fritz, Otto, Ruska, J., Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Ischler, Otto
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die reichen Erträge des Feldbaus in der Börde beruhen zum Teil auf der Verwendung
des künstlichen Düngers, der in der Nähe in unerschöpflichen Mengen vorkommt. Die seit
einigen Jahren als Mineraldünger zu ungeahnter Wichtigkeit gelangten Kalisalze stam-
men aus den Steinsalzbergwerken bei Staßfurt. In einer Tiefe von 300 m trifft
man hier auf Steinfalzlager von über 400 m Mächtigkeit. Die obersten Schichten des
Lagers bestehen aus einem Gemenge von Steinsalz, Bittersalz, Kali und anderen Salzen.
Diese mußten zuerst abgeräumt werden, um zu dem darunter befindlichen reinen
Steinsalz zu gelangen, und heißen daher Abraumsalze. Erst in den letzten Jahr-
zehnten hat man den Wert dieser Stoffe erkannt. Früher unbeachtet, bilden sie heute
einen der wichtigsten Ausfuhrartikel Deutschlands. Sie werden als sogenannter Kali-
dünger in ganz Europa, ja bis nach Amerika verkauft und sind selbst in den Kaffee-
pflanzungen Brasiliens und Ceylons begehrt; große Mengen werden auch in den
chemischen Fabriken zu Soda, Salpeter, Glaubersalz usw. verarbeitet.
Die Lüneburger Heide, der letzte Ausläufer des südlichen Land-
rückens, bildet ein flachwelliges Hiigelland (11 000 qkm;), das die Flußgebiete der
Elbe und Aller trennt. Weite Striche sind mit Heidekraut, Ginster, Wacholder
und Kieserwaldungen bedeckt. Aus dem Innern eilen kleine Bäche und Flüsse
nach Norden und Süden. An einigen bevorzugten Stellen finden sich einsame
Dörfer oder entlegene Einzelgehöfte. Für den Ackerbau eignet sich die Heide
wenig. Der magere Sandboden bringt dem Bauer nur dürftige Ernten an
Kartoffeln, Roggen und Buchweizen. Auf die offene Heide schickt er sogar zur
Winterszeit seine Schafe, die grobwolligen, kleinen Heidschnucken. Im Sommer
stellt er seine Bienenstöcke in der Heide auf und holt sie, wenn die Blütezeit gün-
stig war, mit reichem Ertrag an Honig und Wachs zurück. Als Brennmaterial
dient dem Heidebauer der Torf, den die vielen Moore liefern. Durch Auf-
forstung, Anlegung von Rieselwiesen, Entwässerung der Moore und Vermischung
des Sandbodens mit Kalk und künstlichem Dünger sucht man jetzt den Boden er-
tragfähiger zu machen. Nahezu ein Viertel des Heidelands ist bereits wieder mit
Wald bedeckt. Die Schaf- und Bienenzucht geht daher immer mehr zurück.
Um das fast wertlose Gelände der Heide für andere Zwecke auszunützen, legte
man auch einen großen Truppenübungsplatz dort an. In der Nähe desselben
entdeckte man wertvolle Lager von Kieselgur, die bei der Herstellung des
Dynamits verwendet wird. Am Nordrand der Heide liegt die Stadt Lüne-
burg an der Bahnlinie Hannover—hamburg.
b) Das Tiefland links der Weser stellt eine weite Ebene dar, fast ohne Berg
und Hügel, nur von langsam fließenden Gewässern durchzogen. In diesenl
Teile Deutschlands treffen wir große Moorflächen an. Nirgends ist die Moor-
bildung gewaltiger als an den Usern der Ems nördlich vom Miinsterland. Das
Bourtanger Moor übertrifft mit 1400 qkm manches deutsche Fürstentum
an Größe und erstreckt sich noch weit in die Niederlande hinein. Auch Ost-
friesland ist vorwiegend Moorland. Moore bilden sich überall da, wo der Boden
so eben ist, daß das Gesäll fehlt und das Wasser nicht abfließen kann, oder
wo unter einer dünnen Sandschicht undurchlässige Lehm- und Tonschichten
lagern. Zwischen den Mooren dehnen sich etwas höher gelegene, sandige, meist
wasserarme Heiden aus, die man G e e st l a n d nennt. Sie sind mit Heidekraut
und Wacholder überzogen und nur hin und wieder von einem Strich fruchtbaren
Ackerlandes unterbrochen.
Die Moorgebiete sind noch öder als die Heide. Spät erst zieht hier der
Fruhlrng ein. Wert und breit ist kein Strauch oder Baum zu sehen, unendlich schweift
der Blick über die unbegrenzte, anscheinend leblose Fläche. Dickes Moospolster, in das
der unkundige Wanderer einsinkt, bedeckt den morastigen Untergrund. Nur wenige