1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Erhebung des Landes über dem Meer ist 1200—1500 m, einige Gebirgszüge
reichen aber bis zu Alpenhöhe empor. Der höchste Gipfel ist der jetzt erloschene,
schneebedeckte Vulkan Ararat (5200 m). Die Hochflächen Armeniens sind
zum eil abflußlos und mit Salzseen und Salzsümpfen bedeckt. Zahlreiche,
tiefeinschneidende Flußtäler durchziehen das Land nach allen Richtungen. Die
höheren Teile Armeniens sind Steppen; an den Abhängen der quellenreichen
Berge grünen frische Matten, auf denen im Sommer das Hirtenvolk der
m oha m meda nischen Kurden seine Kamel-, Schaf- und Pferdeher-
den weidet. Im Winter suchen die Kurden die geschützten, fruchtbaren Talland-
schasten und die Ebenen am Fuß des Gebirges aus, wo die christlichen
Armenier als Ackerbauer leben und Weizen und Reis pflanzen. Kurden
und Armenier leben in erbitterter Feindschaft. Wegen der häufigen Überfälle
durch kurdische Räuber und wegen der Armut des Landes wandern viele Armenier
aus; meistens gehen sie in die östlichen Mittelmeerländer, wo sie ihren Lebens-
unterhalt als schlaue Kaufleute und Dolmetscher erwerben. Armenien ist das
Durchgangsland nach Persien. Am Ararat berühren sich die Grenzen Ruh-
lands, der Türkei und Persiens. Der türkische Anteil an Armenien ist am größ-
ten. Der Verkehr muß sich aus Mangel an Eisenbahnen aus Karawanen be-
schränken. Die wichtigste Handelsstraße führt vom Schwarzen Meer über die
türkische Festung Er s er um nach der persischen Stadt T ä b r i s.
3. Syrien mit Palästina und der Sinaihalbinsel.
Syrien. An Kleinasien schließt sich im Süden die Landschaft Syrien mit
P a l ä st i n a an. Die Fortsetzung Palästinas ist die öde, menschenleere Halbinsel
Sinai zwischen den nördlichen Ausläufern des Roten Meeres. Nach Osten
geht Syrien in die Arabische W ii st e über, die bis zum Euphrat reicht.
Gleichlaufend mit der Syrischen Küste zieht nahe am Meer das 3000 m hohe
Kalkgebirge des Libanon hin. Vom Mittelmeer her erhalten die Westabhänge
des Libanon im Winter viel Regen, daher finden sich hier dichte Wälder; im
Altertum war der Libanon mit prachtvollen Zedernwaldungen bedeckt. Zahl-
reiche kurze Flüsse rinnen von den Bergen herab und ermöglichen eine reichliche
Bewässerung des Landes; jedoch liegen große Strecken völlig brach. Wo der
Boden angebaut wird, liefert er bei dem warmen Klima reiche Erträge an Oliven,
Reis, Baumwolle, Orangen, Zitronen und Feigen. Besonders wichtig ist die
Anpflanzung von Maulbeerbäumen; Syrien sendet nächst Italien am meisten
Rohseide nach Frankreich.
Syrien ist seit den ältesten Zeiten ein wichtiges Durchgangsland für den Völker-
verkehr. Hier reicht das östliche Mittelmeer weit nach Vorderasien hinein, und die asia-
tischen Völker, die aus dem Innern Asiens westwärts zogen, gelangten^ zuerst an die
syrische Küste und konnten von hier leicht Europa und Afrika erreichen. Schon im frühe-
sten Altertum war das syrische Küstenland dicht bevölkert. Damals wohnten hier die
Phönizier, die als Seefahrer und kühne Kaufleute das ganze Mittelmeer befuhren
und überall Kolonien anlegten. T y r u s und S i d o n waren zur Zeit Salomos dre be-
rühmtesten Häfen des östlichen Mittelmeers; durch eine von der Nilmündung her an der
Küste entlang führende Meeresströmung sind diese Häsen jetzt völlig versandet. Heute
blüht an Syriens Küste Beirut durch Handel und Gewerbe.
Östlich vom Libanon, von diesem durch ein tiefes, grabenartiges Tal ge-
trennt, zieht in gleicher Richtung der Antilibanon, ein kahles, regenarmes Kalk-
gebirge. Das tiefe Tal zwischen beiden Gebirgen ist wie die Ostasrikanischen ^een
durch einen Einbruch entstanden. Hier liegt in einer reichen wohlbewässerten Oase,
inmitten schöner Fruchtgärten Damaskus (200 000), „das Auge des Ostens".