1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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er war dadurch zum Erfinder der Eisenbahn geworden. Rasch wurde dieses
Verkehrsmittel auch aus dem Festland eingeführt. Auf Anregung des Ministers
Winter beschloß der badische Landtag den Bau einer Bahn, welche das ganze
Land durchziehen sollte. Im Jahre 1840 wurde die erste Strecke der badischen
„Hauptbahn" von Mannheim nach Heidelberg eröffnet. In den folgenden Jahren
wurde sie bis Basel und Konstanz weitergeführt, Seiten- und Nebenbahnen
schlossen sich an, so daß heute das ganze Land von einem dichten Bahnnetze durch-
zogen ist.
Die Eisenbahn ist ein wichtiges Glied im Staatsleben geworden. Durch sie
kamen die Bewohner der verschiedenen Landesteile viel öfter in gegenseitige Be-
rührung, als das vordem gu Fuß oder mittelst des teueren und langsamen
Wagenverkehrs möglich gewesen war. — Auch mit den übrigen deutschen Län-
dern und Völkern war jetzt der Verkehr wesentlich erleichtert. — Die Eisenbahn
brachte uns ferner mit dem Ausland in lebhaftere Verbindung; ein Strom von
Fremden besucht alljährlich unser Land, um seine Schönheit zu bewundern, oder
nur sich dauernd hier niederzulassen. — Die Eisenbahnen erleichterten auch das
Emporkommen der Industrie, da mit ihrer Hilfe die Waren rasch und billig weit-
hin versandt werden können. — Die Bahn ermöglicht es ferner namentlich den
weniger bemittelten Leuten, in der Nähe oder Ferne lohnende Arbeit und des-
seres Auskommen zu finden. — Endlich haben schon oft seit ihrem Bestehen die
Eisenbahnen bei Mißwachs oder Unglücksfällen (Überschwemmungen, Brand)
zur Linderung der Not beigetragen, indem sie Lebensmittel und sonstige Hilfs-
gaben rasch in die betroffene Gegend beförderten.
Flußschiffahrt und Flößerei. Unter den badischen Strömen war der Rhein von
jeher der bedeutendste Schiffahrtsweg. Auf ihm wurden die Waren des Aus-
landes in die badischen Lande befördert. Aber die vielen Zölle, welche der
Schiffer jedem Uferstaat früher zahlen mußte, verteuerten den Preis. Auch war der
Betrieb rheinaufwärts langsam und sehr beschwerlich. Die Schiffe mußten von
Menschen und Pferden gezogen werden, welche auf einem „Leinpfad" am Ufer
vorausliefen. Bei starker Strömung und bei niederem Wasserstand hörte der
Verkehr überhaupt auf. Nur auf dem Bodensee konnte jederzeit Schiffahrt ge-
trieben werden. — Auf den kleineren Flüssen (Kinzig, Murg, Neckar) wurden
früher große Mengen Stammholz nach dem Rhein und auf ihn: nach Cöln und
Holland geflößt. Heute wird das Holz meist im eigenen Lande verarbeitet;
die Flößerei hat deshalb auf den badischen Flüssen fast ganz aufgehört.
Die Dampfschiffahrt. Schon vor der Erfindung der Eisenbahn hatte
der Amerikaner F u 1 t o n gelehrt, die Dampfmaschine zum Antrieb von Schiffen
zu verwenden. Die Fortbewegung geschah zuerst mittelst Schaufelrädern. Im
Jahre 1807 fand die erste Dampferfahrt aus dem Hudsonflutz bei Neuyork statt.
Bald jedoch überquerten die neuen Dampfschiffe den Ozean und verkiirzten
die Überfahrt, welche zuvor Monate gedauert hatte, auf wenige Wochen. Seit
man die Schaufelräder durch die Schiffsschraube ersetzt hat, genügen
5—6 Tage, um von der Kiiste Europas nach Nordamerika zu gelangen.
In Baden wurde um das Jahr 1840 aus dem Rhein Dampfschiffahrt ein-
gerichtet, doch hörte sie wegen der Unregelmäßigkeit des Fahrbettes bald Wieder-
aus. Nun vereinigte sich Baden mit den übrigen Uferstaaten, um einzelne Rhein-
krümmungen auszugleichen, die Ufer zu festigen und das Strombett, wo es nötig
war, zu vertiefen. (Rheinregulierung.) Jetzt gelangen Dampfschiffe von jeder