1914 -
Karlsruhe i.B.
: Braun
- Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
378
Tote Meer liegt, aber auch in unserer Nähe das Rheintal zwischen Vogesen und
Schwarzwald von Basel bis Bingen.
Diese Gliederung der Land- und Wassermassen ist nicht in einem Vorgang er-
folgt und ist nicht abgeschlossen. Zu allen Zeiten haben sich die Grenzen zwischen
den Meeren und den Festländern verschoben; einzelne Schollen wurden durch
den seitlichen Druck der sich zusammenziehenden Erdrinde in die Höhe gepreßt,
andere sind in die Tiefe gesunken, bei manchen haben sich sogar diese Vorgänge
wiederholt.
Diese Bewegungen find am leichtesten am Meeresstrande zu beobachten; eine
sinkende Scholle wird ins Meer eintauchen, eine steigende sich aus ihm herausheben.
Beide Vorgänge erscheinen als Strandverschiebungen, als Senkungen und Hebun-
gen desselben. Ein Land, das ein Hebungsgebiet darstellt, ist die Skandinavische
Halbinsel. Dort findet man die Spuren des Meeresstrandes (Geröll, Schalen
von Meerestieren usw.) bis zu einer Höhe von 260—270 m über dem Meere. Um
diesen Betrag ist also seit der Eiszeit dieses Land aus dem Meer empor-
gestiegen, sehr langsam, an der schwedischen Küste im letzten Jahrhundert bis
zu 1,36 m. Ein Beispiel eines sich senkenden Landes ist die Küste der Nord-
und Ostsee. Ein erheblicher Teil von Holland liegt heute schon tiefer als der
Meeresspiegel und muß durch hohe Dämme vor dem Einbruch der Meeresfluten
geschützt werden. Der Einbruch der Zuidersee, der vor 500 Jahren erfolgt ist,
das Verschwinden der ostfriesischen Inseln wird mit diesen Senkungserscheinungen
in Zusammenhang gebracht. In der Nähe von Pozzuoli bei Neapel sieht man
heute die Straßen der alten römischen Stadt mit den Resten der Häuser 5—10 m
tief unter dem Meeresspiegel. Hebungen und Senkungen der Küste finden noch
an sehr vielen Stellen statt, so daß daraus zu sehen ist, daß ein erheblicher Teil
der Erde in langsamer Bewegung begriffen ist.
Der seitliche Druck und Schub, den die Schrumpfung der Erde erzeugt, hat
die großen Ketten- und Faltengebirge erzeugt. Andere Gebirge sind aber anders
entstanden. So sind die Teile der norddeutschen Tiefebene rund um den Harz
herum in die Tiefe gesunken, der Harz selbst ist stehen geblieben. Solche Stöcke,
die stehen geblieben sind, heißen H o r st e. Schwarzwald und Vogesen haben ihren
Gebirgscharakter dadurch erhalten, daß längs ihrer Mitte ein Graben eingesunken
ist, das Rheintal. Solche Gebirge nennt man Bruchgebirge. Andere endlich,
wie der Kaiserstuhl, verdanken ihre Entstehung vulkanischen Vorgängen, es sind
vulkanische Gebirge.
Keines von diesen Gebirgen aber hat heute die Gestalt, die es durch seine
Entstehung erhalten hat. Vom ersten Augenblick bis heute haben an ihnen zer-
störende Kräfte gearbeitet.
6. Die Vulkane.
Mit diesen großen Vorgängen der Gebirgsbildung steht noch eine Reihe von
Erscheinungen in Verbindung, die ebenfalls durch Kräfte, die aus dem heißen
Innern der Erde herauswirken, ausgelöst werden: es sind dies die Vulkane, die
heißen Quellen und Geiser, Einstürze und ruckweise Erdbewegungen, die wir als
Erdbeben spüren.
Vulkane sind Berge, die mit dem Innern der Erde durch einen Kanal
(Schlot) in Verbindung stehen. Aus diesen: Schlot steigen heiße Dämpfe und