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1. Schul-Lesebuch - S. 151

1873 - Berlin : Stubenrauch
151 der berühmte Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien. Als man ihn am holländischen Hofe zu einem schlechten und sündhaf- ten Leben verführen wollte, hat er tapfer widerstanden, wiss einem christlichen und fürstlichen Jüngling geziemt, und das schöne Wort gesprochen: „Ich bin's meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig!" Als der Herzog von Oranien das ver- nommen , hat er ihm freundlich auf die Schulter geklopft und dabei gesagt: „Vetter, Ihr habt das gethan; Ihr werdet noch mehr thun. Des Größten und Edelsten ist fähig, wer sich selbst zu besiegen vermag." —- Sein Volk wußte das. Darum blickte es voll Hoffnung auf ihn. Er bestieg den Thron seiner Väter mir unentweihter Jugend. Wer die stattliche Erscheinung sah, dir hohe, freie Stirn, das milde Feuer des blauen Auges, der konnte hoffen, daß der junge Fürst ein Retter seines Volkes werden würde. Seine Lage war schwierig genug. Noch war der schreckliche Krieg nicht zu Ende; er hat noch acht lange Jahre das deutsche Land verwüstet. Das Schlimmste war, daß der neue Kurfürst nicht Herr seines Landes war; sein Stammland war theils von den Schwe- den, theils von den Kaiserlichen besetzt. In den Festungen lagen kaiserliche Soldaten. Es ist sonst Brauch, daß, wenn ein Fürst stirbt, und fein Sohn wird Regent, die Soldaten dem neuen Herr- scher Treue schwören. Die Generale des Kurfürsten verweigerten den Fahneneid und sagten, sie hätten schon dem Kaiser Treue ge- schworen; des alten Eides müßten sie erst quitt sein, auch andere Fahnen haben. Da galt es denn Klugheit. Friedrich Wilhelm hat es zu erreichen gewußt, daß drei Regimenter gebildet wurden, die sein eigen waren. Nun erst konnte er auch ein Wort mit- sprechen und sein Land vertheidigen. Er konnte freilich dem Kriege nicht gebieten, daß er schweige; er hat es auch noch erleben müs- sen, daß die Mark durch die Kaiserlichen verheert wurde. Doch kam endlich 1648 der! Friede zu Stande.. Fürsten und Völker waren des vielen Blutvergießens herzlich müde. In der Freude darüber hat der Prediger Rinlarr das schöne Lied: „Nun danket Alle Gott" gedichtet. Dazumal mag wohl der zweite Vers mit besonderer Inbrunst gesungen worden sein, der heißt: Der ewig reiche Gott woll' uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Her; und edlen Frieden geben! Der Kurfürst aber erhielt im Frieden Halberstadt, Minden, Magdeburg, Hinterpommern und Kammin. Leid war es ihm, daß er einen Theil Pommerns, den man Vorpommern nennt, den Schweden lassen mußte. Nunmehr konnte der Kurfürst getrosten Muthes anfangen. d:e Wunden des Landes zu heilen. Manchmal freilich war er
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