1873 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 32
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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schein zu nehmen. Für den Rückzug traf er Vorkehrungen. Ix
einem Bauernhause zu Stetteritz saß er eben beim Frühstück, als
der von allen Seiten erschallende Kanonendonner ihn aufs Pferd
rief. Rechts neben dem Dorfe Probstheida befindet sich eine An-
höhe, auf welcher eine Windmühle stand. Hier hielt der furcht-
bare Gebieter und leitete die heiße Schlacht. In nicht gar wei-
ter Entfernung, ihm gegenüber weilten auf einem Hügel, der noch
heute der Monarchenhügel heißt, die drei verbündeten Monarchen,
Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser Alexander und Franz,
nebst dem Marschall Schwarzenberg.
Noch bedeckte ein dichter Nebel das weite Gefilde. Er wich
erst dem furchtbaren Kanonendonner und gestattete dann der kla-
ren Herbstsonne, die weite Wahlstatt zu beleuchten. — Abermals
bestand der ungeheure Kampf aus drei Schlachten, die im Nor-
den, Osten und Süden von Leipzig geschlagen wurden. Auf dem
Raume von einer Quadratmeile focht eine halbe Million Men-
schen. Hier wurden brennende Dörfer angegriffen und umgangen;
dort rückte das Fußvolk gegen einander vor; da sprengten Rei-
terregimenter auf den Feind los; ein Kartatschenhagel warf sie
zurück; das Kreuzfeuer der Artillerie wüthete; überall der hef-
tigste Kampf.
Die Verbündeten wetteiferten an Muth und Tapferkeit; aber
auch die Franzosen stritten mit heldenmüthiger Ausdauer. Bald
neigte sich Napoleons Glücksstern. Im Norden der Stadt, wo
Held Blücher kämpfte, erlitten die Franzosen eine so vollständige
Niederlage, daß sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen. Hier
begab es sich auch zuerst, daß einzelne sächsische und würtember-
gische Heerhaufen aus freiem Antriebe zu der großen Sache des
gemeinsamen Vaterlandes übertraten, und dann die sächsischen
Schaaren insgesammt mit Hörnerklang und Trompetenschall sich
den Kämpfern für Freiheit und Recht anschlossen.
Am blutigsten aber rasete die Schlacht um und in Probst-
heida, einem Dorfe, welches von den Franzosen zu einer Festung
umgeschaffen war. Hier hatte Napoleon seine besten Schaaren
hingestellt; denn wenn dieses Dorf von den Verbündeten erstürmt
wurde, so war seine Schlachtrcihe durchbrochen und sein Heer
verloren. Als die Seinkgen hier zu weichen anfingen, sprengte er
von dem Windmühlenhügel hinab und ließ seine alte Garde vor-
rücken. Auf nuferer Seite zeichnete sich an dieser Stelle beson-
ders der tapfere Prinz August von Preußen aus. Eine Saat von
Kugeln stog auf die Stürmenden ein, und Mürat brauste mit
seinen Schaaren gegen sie heran. Doch so gräßlich auch der Tod
unter ihnen wüthete, so blieben die Helden dennoch unverzagt.
Immer von Neuem schlossen sich ihre Glieoer und begannen den
Sturm, Fmch über Leichenhügel schritten sie daher, und ihr Fuß