1873 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 32
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
367
Alp. Doch finden sich hier hauptsächlich Hochebenen und Hügel-
landschaften. So breitet sich am Nordfuß der Alpen und südlich
von der Donau die schwäbisch-bairische Hochebene aus. Nördlich
von der Donau bis zum Main hin ist auch Hochland; doch ist
es weniger eben als das südlich von der Donau gelegene.
2. Oberdeutschland ist ein schönes Land, besonders da, wo
Berge, Hügel und Thäler mit einander abwechseln. Durch die
Thäler rauschen die klaren Bergflüsse, an deren Ufern laubreiche
Bäume erquickenden Schatten verbreiten. Die Berge sind mit
uralten Tannen, zuweilen auch mit Eichen- und Buchenwäldern
bestanden. Von der Spitze der höchsten Berggipfel sieht man viele
Meilen weit in das Land hinaus, und man freut sich der zahl-
reichen Städte und Dörfer, mit denen das Land bedeckt ist, der
Wälder, der Kornfelder und der Flüsse. An den Abhängen der
Berge erblickt das Auge Bergwiesen, auf denen würzige Kräuter
und bunte Blumen wechseln.
Gar mannigfach ist die Beschäftigung der Bewohner. In den
Thälern ist meist fruchtbares Land, das reichlichen Ertrag gewährt.
Da blühen in den Gärten herrliche Obstbäume. In Sachsen
und Baiern legt man sogar kleine Obstwälder an; im Sommer
und im Herbste senken die Bäume ihre von Früchten beschwerten
Zweige zur Erde nieder. An den Ufern der Flüsse klappern
Mühlen aller Art. Manche Thäler sind von Gott besonders
gesegnet, namentlich die, welche um den Rhein, die Mosel und
den Main her liegen. Dort wird die edle Weinrebe gepflegt.
Wenn der Herbst kommt, und Gottes Sonne hat die Trauben
reif und süß gemacht, so ist Jubel unter den Winzern. Von dem
Ertrage des Weinstocks hängt ja ihr Wohlstand ab; daher bitten
sie Gott um ein gutes Weinjahr ebenso brünstig, wie unsere
Landleute den Herrn anrufen, daß er ihnen die Früchte ihrer
Felder wolle gedeihen lassen. — In anderen Theilen des Landes
nähren sich die Menschen von den Schätzen, welche die Erde in
ihrem Innern birgt. Im Schweiße ihres Angesichts und mit
steter Lebensgefahr müssen die Bergleute diese Schätze an das
Tageslicht fördern. Sie gewinnen da Eisen, Blei, Zink, Kupfer
und auch Steinkohlen. Nicht wenige der Bewohner leben von
der Viehzucht, welche in Gebirgsgegenden gewöhnlich stark betrieben
wird. Andere schlagen Jahr aus, Jahr ein Holz in den Thä-
lern oder auf den Bergen, bringen es an die Flüsse und fahren
es in andere Gegenden des Vaterlandes. Das Leben solcher
armen Holzschläger und Flößer ist freilich mühselig genug und
gewährt kaum den Lebensunterhalt. Andere haben sich an ein-
samen Stellen des Gebirges angebaut, und sie versuchen, dem
mageren Lande das tägliche Brot abzugewinnen. Es gelingt
indeß nicht immer. Darum beschäftigen sich oft arme Familien