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1. Schul-Lesebuch - S. 472

1873 - Berlin : Stubenrauch
472 Das von der Mauer im N. und N.w. umspannte Land ist eins der reichsten der Erde, ein Land, das keines andern bedarf und in seinem Produktenreichthum ganz für sich bestehen kann. Das Marsch- land an den beiden Strömen «st die fruchtbarste Kornkammer der Erde, und der Landbau, in den Augen der Chinesen das vorzüglichste und ehrenvollste Gewerbe, wird mit der größten Sorgfalt betrieben. Die künstlichen, durch tausend Gräben und Nöhrenlcitungen den Höhen wie den Ebenen zu Gute kommenden Bewässerungs- und Ent- wäfferungskanäle haben viele Gegenden von China in einen Garten verwandelt, der niemals brach liegt und jährlich drei- bis viermalige Frucht bringt, aber freilich fast baumlos ist, da alles Land zum Acker- bau benutzt wird. Die Künste des Drainirens und Bewässerns, wie sie in China betrieben werden, die Art, wie die Chinesen den Dünger aufbewahren, zubereiten und anwenden, wie sie die Samen befruchten, mit einem Worte: alle Einzelheiten des chinesischen Ackerbaues verdienen die höchste Aufmerksamkeit. Weizen, Gerste, Tabak, Hülsenfrüchte sind die vorzüglichsten Kulturpflanzen der nördlichen Provinzen, welche zwar heiße Sommer, aber auch kalte Winter haben. Baumwolle, Zuckerrohr, Pfeffer, Gewürze, Südfrüchte und vor Allem Reis werden rn den mittleren und südlichen Provinzen angebaut, wo die Sommer- wärme sehr hoch steigt, und der Winter nur eine Regenzeit ist. Reis und wieder Reis ist das Hauptbedürfniß jedes Chinesen. Die Armee, alle Beamten der Negierung vom ersten Mandarin bis zum geringsten Diener erhalten die Hälfte ihrer Besoldung in Reis; aller Tribut an den Kaiser besteht in Reis. Das Delta und der ozeanische Strich, wo der Reis am besten gedeiht, ist am Meisten bevölkert, daher der Brenn- vunkt alles Handels und der Mittelpunkt des Reichs. Die Zucht der Seidenwürmer hat in China ihre Heimath. Tie Strecke zwischen dem 24. und 35. g Rb. ist tue Heimath des Theestrauches. Die westlichen Gebirge sind auf ihren Abhängen bis jetzt der einzige Fundort des für die Heilkunde so wichtigen Rhabarbers. Neun Zehntheile der Bevölkerung des gesummten Reichs kommen auf das eigentliche China, sind aber auf verschiedenen Gegenden seh-r verschieden vertheilt. Am stärksten und wahrhaft übermäßig ist das Land in der fetten Mündungsgegend der Ströme bevölkert; dort ist China mehr als 100 Meilen weit wie mit einer Stadt bedeckt. Ja ein Theil der Bevölkerung wohnt gänzlich auf dem Wasser. Die Slädte bestehen zum Theil aus schwimmenden Häusern und haben sogar schwimmende Gürten. Wie Wasscrnomaden ziehen auf Flüssen und Kanälen ganze Fischervölker in Fahrzeugen umher, treiben Enten- und Schweinezucht und bilden schwimmende Dorfschaften. Zehn Städte haben über 1 Million, 50 über ^ Million Einwohner. Für solche Volksmengen trägt selbst der fetteste und sorgsamst angebaute Boden oft nicht genug, und die Armen nehmen deshalb nicht selten ohne Ekel zu dem Fleische von Hunden und Katzen, Ratten und Mäusen, Affen und Schlangen ihre Zuflucht. — Zn ihrem Aeußern sind die Städte einander sehr ähnlich. Gewöhnlich sind sie viereckig, von hohen Mauern, zuweilen auch von trockenen oder naffen Gräben umgeben. Das Innere zeichnet sich durch runde oder eckige, acht bis neun Stockwerk hohe Thürme, durch Triumpfbögen und durch schöne Tempel, die den Hei-
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