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1. Schul-Lesebuch - S. 488

1873 - Berlin : Stubenrauch
488 wegener Reiter, der auf ihm festsitzt, mag das Pferd bäumen und schla- Aeu, wie es will. Es zittert vor Wuth; blutiger Schaum dringt aus leinen Nüstern: endlich entflieht es im stärksten Galopp in die weite Ebene. Aber oer Reiter bleibt kaltblütig auf ihm sitzen. Bis es auf dem Punkte ist zusammenzubrechen, setzt es seinen Lauf fort. Dann aber erkennt es die Macht des Stärkeren an und kehrt langsam zurück, jeder Bewegung des Zügels gehorchend. 78. Das Erdbeben von Caracas. Caracas ist die Hauptstadt der Provinz Caracas oder Venezuela, die ehemals zu dem spanischen Südamerika gehörte, nunmehr aber eine Republik bildet. Caracas war eine schöne, lebhafte Stadt, die 40 bis 45,000 Einwohner hatte, bis sie im -Jahre 1812 durch ein Erdbeben in weniger als einer halben Minute in einen Schutthaufen verwandelt wurde. Dieses schreckliche Naturereigniß begrub einen großen Theil ihrer Einwohner; auch fanden über 20,000 Menschen in der Provinz Venezuela beinahe in demselben Augenblicke den Tod. Bereits im Dezember 1811 ward Caracas zuerst aus seiner Sicher- heit durch einen Erdstoß von beträchtlicher Heftigkeit aufgeschreckt. Man beruhigte sich jedoch wieder, da beinahe drei volle Monate vergingen, ohne daß die geringste Erschütterung erfolgt wäre. Endlich ging die Sonne am 26. März 1812 über Caracas auf; es sollte aber den Untergang derselben nicht mehr sehen. Der Tag kündigte sich sehr heiß an; die Luft war ruhig und der Himmel wolkenlos. Es war der grüne Donnerstag, und das Volk strömte haufenweis zu den Gottes- häusern. Plötzlich ertönten um 4 Uhr Nachmittags die Glocken. Es war nicht Menschen-, sondern Gotteshand, die sie zum Grabgeläute zwang. Eine zehn bis zwölf Sekunden lange Erschütterung schreckte das Volk; die Erde schien flüssig und kochend. Man glaubte, die Gefahr sei vor- über, als sich plötzlich der heftigste unterirdische Donner hören ließ, stärker und anhaltender als das Rollen der Gewitter in dieser Jahres- zeit. Unmittelbar darauf erfolgte eine senkrechte, bret bis vier Sekun- den anhaltende Bewegung, welche zu gleicher Zeit von einer horizontalen, wellenförmigen begleitet war. Diese Stöße erfolgten in zwei sich kreu- zenden Richtungen: von Norden gegen Süden und von Osten nach Westen. Solchen gleichzeitigen Bewegungen von unten nach oben und sich kreuzend konnte nichts widerstehen. In einer Viertelminute war Caracas ein Schutthaufen, der 9 bis 10,000 der Einwohner begraben hatte. Die Erschütterung war an der Nordseite der Stadt am heftig- sten gewesen. Hier waren zwei große Kirchen in einen Trümmerhau- fen verwandelt, der nicht höher als fünf bis sechs Fuß war.^ Die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich , daß von den Pfeilern und Säulen keine Spur kenntlich blieb. Eine Kaserne war beinahe verschwunden. In derselben stand ein Regiment Soldaten, das sich eben zur Prozession beheben sollte. Von diesem retteten sich nur wenige einzelne; die übrigen lagen unter dem Schutte vergraben, in den sich das große Gebauoe so plötzlich verwandelt batte. Neun Zehn- theile oer frönen Stadt Caracas waren gänzlich zerstört. Die Häuser,
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