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1. Schul-Lesebuch - S. 28

1873 - Berlin : Stubenrauch
28 Der Donner der Geschütze wurde immer stärker. Es war, als dränge er den unglücklichen Fürsten, einen Entschuß zu fassen. Plötzlich griff er nach dem Degen. „Ich will auch sterben und mich nicht ergeben/ rief er aus^ indem er seinen Adjutanten beiahl, ihn an die Stelle zu führen, wo der Kampf besonders heftig war. Sdiit Mühe nur bahnt dieser dem Kaiser einen Weg durch die Straßen. Man beachtet die Beiden kaum in der Angst und Verwirrung, die sich aller Ge- müther bemächtigt hatte. Da werden ihre Schritte gehemmt. Eine Bahre wird langsam daher getragen, und auf dieser liegt der einst ruhmgekrönte, feit vier Wochen in jedem Kampf geschlagene und jetzt schwer verwundete Marschall Mac Mahon. Derselbe theilt dem Kaiser mit, daß General von Wimpffen das Kom- mando übernommen habe. Der Kaiser eilt der Vorstadt zu, welche von den Baiern hart bedrängt war. Mit gezogenem Degen schließt er sich einer Schaar an, die mit dem Feinde ringt. Aber das Ariilleriefener wird immer stärker, und Hunderte um ihn her erliegen dem Kugelregen. Endlich giebt er dem An- dringen seines Adjutanten nach und zieht sich zurück. Nun ward es ihm zur schrecklichen Gewißheit, daß Alles verloren war, und er schickt sich an, einen Brief an den Sieger zu richten. „Da ich/ so schrieb er, „inmitten meiner Truppen nicht habe sterben können, so bleibt mir nichts übrig, als meinen Degen in die Hände Eurer Majestät zu legen.' In Folge der blutigen Schlacht bei Sedan sah sich die französische Armee genöthigt, zu kapituliren. Es fielen dabei 108,000 Gefangene, unter diesen der Kaiser Napoleon, der Maschall Mac Mahon und 4000 Offiziere, ferner 400 Feldgeschütze, 150 Festungskanonen und 10,000 Pferde in die Hände der Sieger. Der Erfolg war ein beispielloser, und dabei war es eine besonders günstige Fügung, daß er im gemeinsamen Kampfe der Preußen, der Sachsen, der Baiern und der Würtembergcr errungen war. Das gemeinsam vergoffene Bück führte die Herzen der deutschen Stämme immer näher zusammen, und in Allen belebte sich immer mehr die freudige Hoffnung, daß jetzt das deutsche Reich in seiner alten Herrlich- keit wieder erstehen werde. Als die Kunde von der furchtbaren Niederlage bei Sedan nach Paris ge- langte, brach eine Revolution aus. Der Kaiser Napoleon wurde seines Thrones entsetzt, die von ihm eingesetzte Regierung verjagt, und die Kaiserin Eugenie sammt ihrem Sohne entfloh nach England. Während in Preußen nach dem unglücklichen Kriege von 1806 und 1807 das Volk sich nur um so, inniger dem geliebten Königspaar anschloß, wandte die französische Nation sich von dem gefalle- nen Herrscherhause ab und gab sich in blinder Wuth den Männern hin, die sich der Herrschaft bemächtigt hatten. 12. Die Kämpfe um Meß. Nach der Schlacht bei Sedan richteten die dritte und die vierte Armee ihren Marsch nach Paris; denn nur dort konnte Frankreich vollständig besiegt werden. Andere Theste der deuffchen Armee unternahmen die Belagerung der großen Festungen, welche noch unbezwungen im Rücken unserer Heere lagen. _ Am 23. September mußte sich Toul ergeben, wodurch der Weg zwischen Paris und Deuffchland frei ward, so daß nun Proviant und schweres Geschütz leichter nach Westen geschafft werden konnte. Einen großen Jubel erregte es in ganz Deutsch- land, als am 28. September nach tapferer Gegenwehr die Hauptstadt des Elsaß, Straßburg, von den badischen Truppen unter dem Oberbefehl des tapferen Generals von Werder genommen wurde. Langwieriger war die Belagerung der früher noch nie bezwungenen Festung Metz, in welcher noch immer der französische General Bazaine mit seinem ganzen Heere vom Prinzen Friedrich Karl gefangen gehalten wurde. Hier hatten unsere braven Krieger die schwerste Arbeit. Der Herbstregen goß täglich in Strömen herunter und weichte den lehmigen Boden so auf, daß sie nirgend eine trockene Stätte fanden. Dabei' mußten sie Tag und Nacht auf der Hut fein, um den
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