1895 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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schlagen wurden. Jeder hatte sich vor ihnen in den Burgen sichern können, und sie
mußten ohne Beute wieder zurückkehren. Da jubelte alles Volk dem „Städteerbauer-
entgegen. Er starb 986. — Otto I. oder d. Gr. regierte v. 93(>—973. Bei dem
Krönungsmahle bedienten ihn die mächtigsten Fürsten. Es entstanden die Erzämter.
Einige Herzöge, auch 2 Brüder des Kaisers, empörten sich und wollten ganz unab-
hängig werden. Otto warf aber schnell den Aufstand nieder. Er erweiterte des
Reiches Grenzen, indem er die Normannen abermals besiegte und bis an die Nord-
spitze Jütlands (Ottensund) vordrang. Die Slaven, Böhmen und Wenden wurden
völlig unterworfen, die Ungarn 955 auf dem Lech selbe bei Augsburg so entschei-
dend geschlagen, daß sie fortan nicht mehr in Deutschland einzufallen wagten. Nach
Italien zog er drei mal, vermählte sich mit Adelheid, der Witwe des Lombarden-
königs, und erhielt so auch dies Königreich. Der Papst, dem er gegen Feinde Hilfe
leistete, krönte ihn auch zum römischen Kaiser, und Deutschland erhielt den Namen
heil. römisches Reich deutscher Nation.
b. Unter den fränkischen oder salischen Kaisern sind besonders Heinrich Iii.
und Heinrich Iv. wichtig. Heinrich Iii. v. 1039—1050 wurde Lehnsherr von
Polen, Ungarn, Böhmen. Er führte den Gottesfrieden ein, nach welchem bei
Strafe des Bannes jede Fehde von Donnerstag Abend bis Dienstag Morgen
ruhen mußte, und stand unter allen deutschen Kaisern im höchsten Ansehen. Sein
Sohn Heinrich Iv. war erst 6 Jahr alt, als der Vater starb. Der Knabe lebte an-
fänglich bei seiner Mutter. Später bemächtigten sich die herrschsüchtigen Bischöfe von
Köln und Bremen seiner und gaben ihm eine ganz verkehrte Erziehung. Er regierte
später, wie er erzogen war, nach Laune und Willkür. Am härtesten bedrückte er die
Sachsen, setzte einige ihrer Fürsten ab und forderte hohe Abgaben von ihnen. Da
griffen sie zu den Waffen und verklagten den Kaiser bei dem Papste Gregor Vii.
Solche Klage kam demselben erwünscht; denn er wollte die päpstliche Gewalt über
die kaiserliche erheben. Aus diesem Grunde hatte er schon früher die Ehelosigkeit
(Cölibat) der Geistlichen angeordnet, den Handel mit geistlichen Ämtern (Si-
monie) abgeschafft und das Ernennungsrecht der Bischöfe und ihrer Bekleidung
mit Ring und Stab (Investitur) für sich allein verlangt. Jetzt forderte er den
Kaiser zur Verantwortung nach Rom. Als dieser nicht gleich erschien, erklärte er
ihn in den Bann. Da verweigerten auch die meisten deutschen Fürsten Heinrich den
Gehorsam, und dieser mußte in Kanossa den Papst um Lossprechung bitten. Aber
erst nachdem er im Bußgewande bei strenger Kälte auf dem Burghofe 3 Tage ge-
standen hatte, erhielt er sie. Heinrich besiegte darauf den erwählten Gegenkaiser
Rudolf von Schwaben und zog dann mit einem großen Heere nach Italien, um
an Gregor Rache zu nehmen, was ihm jedoch nicht vollständig gelang. Zuletzt wurde
er von seinen eigenen Söhnen gefangen genommen. Er entfloh zwar, starb jedoch
bald darauf 1106.
e. Kreuzznge. Die Araber, welche seit dem siebenten Jahrhundert das heilige
Land beherrschten, thaten den christlichen Bewohnern und Pilgern nichts zu leide.
Als aber später die Türken Palästina eroberten, wurden die Christen oft grausam
von ihnen behandelt. Diese Not der Glaubensgenossen ging besonders dem Peter
v. Amiens (Amiäng) zu Herzen. Er durchzog Frankreich und Italien und forderte
in feuriger Rede die Bewohner zur Befreiung ihrer christlichen Brüder vom türkischen
Joche auf. Papst Urban Ii. berief auch dieser Sache wegen eine Kirchenversamm-
lung nach Clerm on t (Klärmong) in Frankreich. Hingerissen von den begeisternden
Worten Peters rief alles versammelte Volk: Gott will es! Jeder, der mitziehen
wollte, ließ sich ein rotes Kreuz auf die Schulter heften, und so entstanden die Kreuz-
züge. Im Jahre 1096 zogen unter Führung des Herzogs Gottfried v. Bouil-