1895 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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lon (Bujong) 500 000 christliche Krieger nach dem heiligen Lande, eroberten nach
sehr beschwerlichem Marsche Edessa, Antiochien in Syrien und kamen endlich
vor Jerusalem an. Nach mehreren heftigen Stürmen nahmen die Kreuzfahrer am
15. Juli 1099 die Stadt ein und richteten unter den jüdischen und muhamedanischen
Bewohnern derselben ein entsetzliches Blutbad an. So war das heilige Land ein
christliches Reich. Zur Sicherung desselben waren noch fünf Kreuzzüge nötig. End-
lich (1291) wurden die Türken doch wieder Herren darüber. Während der Kreuz-
züge entstanden im heiligen Lande zur Beschützung der Pilger und Bekämpfung der
Türken drei geistliche Ritterorden: die Johanniter, Tempelherrn und (1191)
deutschen Ritter mit je drei Klassen: Ritter, Priester und dienende Brüder. Der
deutsche Ritterorden eroberte später (von 1230—83) Preußen und machte es zu
einem christlichen, deutschen Lande. Obgleich bei den Kreuzzügen über 6 Mill. Men-
schen umkamen, so haben sie doch segensreiche Folgen gehabt. Das Ansehen der christ-
lichen Kirche wuchs ungemein. Das Ritterwesen entwickelte sich zur höchsten Blüte.
Die deutschen Leibeigenen, welche an diesen Zügen teilnahmen, erhielten ihre Frei-
heit. Handel und Gewerbe, Künste und Wissenschaften gewannen viel durch die neuen
Verbindungen mit dem Morgenlande.
§ 6. Die schwäbischen (hohenstaufischeu) Kaiser, auch Waiblinger, waren
fast in beständigem Kampfe mit dem Papste und dessen Anhängern. Die kaiserliche
Partei nannte sich Ghibellinen, die päpstliche Welfen. Unter diesen Kaisern ist
besonders Friedrich I. (Barbarossa-Rotbart) von 1152—90 berühmt. Er war
einer der gewaltigsten deutschen Herrscher, der dem Reiche wieder zu großem Ansehen
verhalf. Zunächst schaffte er Ordnung in Deutschland. Viele Städte Oberitaliens,
an der Spitze Mailand, gründeten den lombardischen
Städtebund und sagten dem Kaiser den Gehorsam
auf. Da zog Friedrich über die Alpen und eroberte und
zerstörte das abtrünnige Mailand. Doch die Geschla-
genen erholten sich bald und trotzten dem Kaiser, aufge-
reizt durch den Papst, wieder, so daß er noch mehrere
„Römerzüge" unternehmen mußte. Bei einem derselben
wurde er von seinem Jugendfreunde Heinrich dem
Löwen, Herzog von Bayern, Sachsen, Braunschweig
und Lüneburg, treulos verlassen und darum von den
Jialienern geschlagen. Friedrich schloß mit ihnen Frie-
den und kehrte nach Deutschland zurück, um Heinrich,
welcher nun Führer der Welfenpartei geworden war, für
seinen Abfall zu züchtigen. Dieser mußte Bayern und
Sachsen abtreten. Das erstere erhielt Otto von Wit-
telsbach, dessen Nachkommen noch jetzt das Land be-
herrschen, das letztere ein Sohn Albrecht des Bären.
Heinrich der Löwe warf sich, um Vergebung bittend, dem
Kaiser zu Füßen und bekam sein Stanunland Braun-
schweig-Lüneburg wieder zurück. — Als die Trauerbot-
schaft nach Europa kam: die Türken haben Jerusalem wieder erobert! brach der Kaiser
mit einem großen Kreuzheere nach dem heil. Lande auf, schlug die Feinde mehrmals
in Kleinasien, ertrank aber im Flusse Saleph 1190. (Sage vom Kyffhäuser.) Die
Nachfolger Friedrich I. haben in beständigem Kriege niit den Welfen und Päpsten
gelebt. Der letzte Hohenstaufe, Konradin, wurde bei seinen Kämpfen in Italien
gefangen genommen und enthauptet. Jetzt begehrte kein deutscher Fürst die Kaiser-
würde, und es folgte die traurige kaiserlose Zeit, das Interregnum oder Zwischen-
Mg. 6. Friedrich l.