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1. Württembergisches Realienbuch - S. 10

1909 - Stuttgart : Bonz
10 scheinung des jungen Herzogs mit den [eitrigen blauen Angen Aufsehen und Bewunderung. Eine wahrhaft königliche Pracht entfaltete Ulrich bei seiner Hochzeit mit Sabina von Bayern. Feste und Ritterspiele wollten kein Ende nehmen; denn eine stattliche Zahl deutscher Fürsten hatte sich zu den Festlichkeiten in Stuttgart eingefunden. Aber nur zu bald zeigte sich, daß der leidenschaftliche, jähzornige Ulrich und die stolze, herrschsüchtige Sabina sich nicht vertragen konnten, und nach wenigen Jahren entfloh sie zu ihren Verwandten nach Bayern. Ulrich brachte durch seine Prunksucht und seine Verschwendung das Land in schwere Schulden, deren Bezahlung dem Volke große Opfer auf- erlegte. Das arme Volk wurde durch Steuern hart bedrückt, obgleich das- selbe unter mehreren Mißernten und unter schwerem Wildschaden litt. Um Geld zu bekommen, griff der Herzog zu einem ganz bedenklichen Mittel. Von Fleisch, Wein, Mehl und Brot wurde eine Abgabe erhoben. Maß und Gewicht wurde verringert, der Bauer mußte aber für das kleinere Maß ebensoviel bezahlen wie früher für das größere. Die Mehreinnahme floß in die herzogliche Kasse. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn die Unzufriedenheit beim Volk in bedrohlicher Weise zunahm. 2. Ulrich in der Verbannung (1519—1534). Sein leidenschaftliches Wesen stürzte den Herzog in schweres Unglück. Die Ermordung seines Vertrauten Hans von Hutten entfremdete ihm den Adel, so daß ihm viele Ritter den Dienst kündigten. Huttens Familie rief nach Rache. Dazu kam ein Gewaltstreich Ulrichs gegen die freie Reichsstadt Reutlingen. Zwei Reutlinger hatten seinen Burgvogt von der Achalm in einem Wirts- haus erstochen. Die Stadt war bereit, dem Herzog Genugtuung zu geben. Dieser aber eroberte Reutlingen und machte es zu einer Württembergischen Landstadt. Nun zog der Schwäbische Bund, dem Reutlingen angehörte, mit einem Heer gegen den Herzog. Ein fester Platz um den andern wurde besetzt, die Stammburg Württemberg verbrannt und Tübingen mit seiner starken Burg eingenommen. In kurzer Zeit war das Württemberger Land in den Händen der Feinde, und Herzog Ulrich mußte fliehen. Der Sage nach soll er sich einige Zeit in der Nebelhöhle und auf der Burg Lichten- stein aufgehalten, dann aber das Land seiner Väter verlassen haben. Gegen Ersatz der Kriegskosten trat der Schwäbische Bund das Herzogtum au Kaiser Karl V. ab, der es seinem Bruder Ferdinand von Österreich übergab. Die neue Regierung tat alles, um das Andenken an den unglück- lichen Herzog aus den Herzen der Württemberger auszutilgen. Aber gerade unter der Fremdherrschaft erwachte die Liebe und Treue des Volkes gegen das angestammte Fürstenhaus und den vertriebenen Herzog wieder, und
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