1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ständiger Fehde miteinander lebten. Die Religion der Araber war der
Gestirndienst, ihr Nationalheiligtum die Kaaba, ein schwarzer Stein zu Mekka.
Mohammed wollte durch eine neue Religion die getrennten Stämme einigen
und sein Volk einer höheren Gesittung entgegenführen.
Die Eltern Mohammeds waren frühe gestorben; ein Oheim nahm sich
seiner an und ließ ihn zum Kaufmann ausbilden. Auf feinen Reisen war
er mit den Lehren des Judentums und des Christentums bekannt geworden.
Durch die Heirat mit einer reichen Witwe gelangte Mohammed in eine un-
abhängige Stellung. Bald zog er sich jedoch in die Einsamkeit zurück, um
über göttliche Dinge nachzudenken. Nach einiger Zeit trat er wieder an
die Öffentlichkeit und behauptete, er habe Offenbarungen von Engeln er-
halten. Aber nur seine Frau und sein Neffe glaubten vorerst an den neuen
Propheten. Mohammed mußte vor seinen Feinden nach Medina fliehen.
Dort fand er zahlreiche Anhänger, mit deren Hilfe er Mekka eroberte. Mit
Mohammeds Flucht beginnt die Zeitrechnung der Mohammedaner (622).
2. Mohammeds Lehre (Islam, d. h. Ergebung) ist eine aus heidnischen,
jüdischen und christlichen Glaubenssätzen zusammengesetzte Religion. Der
oberste Grundsatz derselben lautet: Es ist nur ein Gott, Allah, und
Mohammed ist sein Prophet. Der Islam, der zwar Gottes Größe und
Allmacht anerkennt, aber von dessen Liebe und Heiligkeit nichts weiß, sieht
die Hauptforderungen der Religion in der Erfüllung äußerlicher Gebräuche,
im regelmäßigen Beten (fünfmal des Tags), im Fasten und Almosengeben,
in Waschungen und im Wallfahren nach Mekka. Der Genuß des Weines ist
verboten, die Vielweiberei gestattet. Das Religionsbuch der Mohammedaner
ist der Koran; als heiliger Tag wird der Freitag gefeiert; die Bethäuser
heißen Moscheen, die Priester Derwische; das Religionszeichen ist der Halb-
mond. Mit Feuer und Schwert muß der Islam ausgebreitet werden. Der
Kampfesmut und die Todesverachtung der Mohammedaner wurden gesteigert
durch die Lehre von einem unabänderlichen Schicksal (Fatalismus). Ein
Leben voll irdischer, sinnlicher Freuden erwartet die Gläubigen, insbesondere
die im heiligen Kriege Gefallenen, im Jenseits.
3. Ausbreitung des Islams. Unter den Nachfolgern Mohammeds, den
Kalifen, wurde der Islam mit Gewalt in ganz Arabien, Persien, Syrien,
Palästina, Ägypten, Nordafrika und Spanien verbreitet. Im Jahr 732
suchten die „Mauren", wie man die Araber Spaniens nannte, in Frankreich
einzudringen, wurden aber zurückgeschlagen. Auch in Spanien konnten sie
nur den südlichsten Teil auf längere Zeit behaupten. Als der mächtigste und
größte Kalife wird Harun al Raschid, der Beherrscher von Bagdad, gepriesen.
Geschichte und Sage erzählen vieles von der glanzvollen Hofhaltung, von der
Gerechtigkeit und Milde dieses gewaltigen Herrschers, der ein Zeitgenosse Karls
des Großen war. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Mauren vollends
aus Spanien vertrieben. Im Osten waren aber die mohammedanischen Türken
unter ihrem grausamen Sultan Mohammed Ii. von Kleinasien aus in Europa