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1. Württembergisches Realienbuch - S. 54

1909 - Stuttgart : Bonz
54 zu den Waffen. Sie schloffen den Kaiser in der Harzburg ein; nur mit knapper Not entkam Heinrich und floh dem Rheine zu. Anfangs weigerten sich die Fürsten, dem Könige beizustehen. Nur die rheinischen Städte, allen voran Worms, hielten treu zu ihm. Da begingen die Sachsen eine un- glaubliche Roheit. Sie zerstörten die Harzburg, zündeten die Schloßkirche an, beraubten die Kapelle und rissen die Gebeine der Familienangehörigen Heinrichs ans der Gruft. Über diesen Frevel waren die Fürsten entrüstet. Sie schickten dem Kaiser ihre Dienstleute, so daß dieser ein stattliches Heer zusammenbrachte, mit dem er die aufrührerischen Sachsen besiegte. Heinrich konnte jedoch seine leidenschaftliche Natur nicht zügeln und mißbrauchte seinen Sieg. Er ließ die zerstörten Burgen wieder aufbauen, Fürsten, Bischöfe und Grafen, die er als Gegner ansah, gefangen nehmen und ihre Lehen an seine Getreuen verteilen. Diese Härte trieb die Sachsen zur Verzweiflung, und nun unternahmen sie einen folgenschweren Schritt: sie gingen den Papst in Rom um Hilfe an gegen den eigenen Kaiser. 3. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Die christlichen Gemeinden wählten anfangs selbst ihre Priester, diese den Bischof. Im Lause der Zeit gelang es den Bischöfen in Rom, den Vorrang vor den übrigen zu gewinnen, indem sie behaupteten, Petrus habe als erster Bischof in Rom gewirkt. Der römische Bischof, Papst genannt, wurde der oberste Geistliche der katholischen Kirche. Seit den Zeiten Karls des Großen war der Papst auch weltlicher Fürst, und er mußte dem Kaiser für seine weltlichen Besitzungen den Lehenseid leisten. Mächtige Kaiser wie Otto der Große hatten darauf gehalten, daß die Päpste nur mit ihrer Zustimmung gewählt werden dursten. Unter Heinrich Iv. trat eine große Wendung ein. Papst Gregor Vii., der Sohn eines armen Zimmermanns, hatte sich schon als Mönch durch Gelehrsamkeit und tugendhaften Lebenswandel aus- gezeichnet. Nachdem er ans den päpstlichen Stuhl gelangt war, wollte er das Papsttum von der weltlichen Herrschaft unabhängig machen, aber auch die Mißbräuche der Kirche beseitigen, um ihr dadurch eine größere innere Festigkeit zu verleihen. Deswegen-verlangte er, daß kein weltlicher Fürst in Zukunft einen Bischof durch Verleihung von Stab und Ring in sein Amt einsetze (Investitur), daß kein Bischofsamt mehr um Geld ver- liehen werde (Simonie), und daß alle Geistlichen ehelos bleiben (Zölibat). Mit seinen Forderungen erregte Gregor einen gewaltigen Kampf. Aber er blieb Sieger gegen die Fürsten, die Geistlichen, die Bischöfe und den Kaiser. „Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat," sagte er, „so sind Kaiser und Könige und Fürsten nur durch den Papst, weil dieser durch Gott ist; also ist der Kaiser dem Papst untertan und ihm Gehorsam schuldig. Der Papst ist der Statthalter Christi auf Erden und kann Kaiser, Könige und Fürsten ab- und einsetzen nach seinem Gefallen." Einem Manne von solcher Gesinnung konnte es nur erwünscht sein,
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