1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zu den Waffen. Sie schloffen den Kaiser in der Harzburg ein; nur mit
knapper Not entkam Heinrich und floh dem Rheine zu. Anfangs weigerten
sich die Fürsten, dem Könige beizustehen. Nur die rheinischen Städte, allen
voran Worms, hielten treu zu ihm. Da begingen die Sachsen eine un-
glaubliche Roheit. Sie zerstörten die Harzburg, zündeten die Schloßkirche
an, beraubten die Kapelle und rissen die Gebeine der Familienangehörigen
Heinrichs ans der Gruft. Über diesen Frevel waren die Fürsten entrüstet.
Sie schickten dem Kaiser ihre Dienstleute, so daß dieser ein stattliches Heer
zusammenbrachte, mit dem er die aufrührerischen Sachsen besiegte. Heinrich
konnte jedoch seine leidenschaftliche Natur nicht zügeln und mißbrauchte seinen
Sieg. Er ließ die zerstörten Burgen wieder aufbauen, Fürsten, Bischöfe
und Grafen, die er als Gegner ansah, gefangen nehmen und ihre Lehen an
seine Getreuen verteilen. Diese Härte trieb die Sachsen zur Verzweiflung,
und nun unternahmen sie einen folgenschweren Schritt: sie gingen den Papst
in Rom um Hilfe an gegen den eigenen Kaiser.
3. Heinrich Iv. und Gregor Vii. Die christlichen Gemeinden wählten anfangs
selbst ihre Priester, diese den Bischof. Im Lause der Zeit gelang es den Bischöfen
in Rom, den Vorrang vor den übrigen zu gewinnen, indem sie behaupteten, Petrus
habe als erster Bischof in Rom gewirkt. Der römische Bischof, Papst genannt,
wurde der oberste Geistliche der katholischen Kirche. Seit den Zeiten Karls des
Großen war der Papst auch weltlicher Fürst, und er mußte dem Kaiser für seine
weltlichen Besitzungen den Lehenseid leisten. Mächtige Kaiser wie Otto der Große
hatten darauf gehalten, daß die Päpste nur mit ihrer Zustimmung gewählt werden
dursten. Unter Heinrich Iv. trat eine große Wendung ein.
Papst Gregor Vii., der Sohn eines armen Zimmermanns, hatte sich
schon als Mönch durch Gelehrsamkeit und tugendhaften Lebenswandel aus-
gezeichnet. Nachdem er ans den päpstlichen Stuhl gelangt war, wollte er das
Papsttum von der weltlichen Herrschaft unabhängig machen, aber
auch die Mißbräuche der Kirche beseitigen, um ihr dadurch eine größere
innere Festigkeit zu verleihen. Deswegen-verlangte er, daß kein weltlicher
Fürst in Zukunft einen Bischof durch Verleihung von Stab und Ring in
sein Amt einsetze (Investitur), daß kein Bischofsamt mehr um Geld ver-
liehen werde (Simonie), und daß alle Geistlichen ehelos bleiben (Zölibat).
Mit seinen Forderungen erregte Gregor einen gewaltigen Kampf. Aber er
blieb Sieger gegen die Fürsten, die Geistlichen, die Bischöfe und den Kaiser.
„Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat," sagte er, „so sind Kaiser
und Könige und Fürsten nur durch den Papst, weil dieser durch Gott ist;
also ist der Kaiser dem Papst untertan und ihm Gehorsam schuldig. Der
Papst ist der Statthalter Christi auf Erden und kann Kaiser, Könige und
Fürsten ab- und einsetzen nach seinem Gefallen."
Einem Manne von solcher Gesinnung konnte es nur erwünscht sein,