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1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Schreiber zum Fenster hinaus. Keiner von den dreien nahm Schaden;
aber der Anlaß zum böhmischen Aufstand war gegeben.
2. Der böhmisch-pfälzische Krieg. Bald nach dem Prager Aufstand
starb Kaiser Matthias. Erzherzog Ferdinand wurde zum Kaiser gewählt;
zwei Tage vorher hatten die Böhmen den Kurfürsten Friedrich von der
Pfalz zu ihrem König ernannt. Dieser hoffte auf die Unterstützung Eng-
lands und der protestantischen Fürsten. Allein die erwartete Hilfe blieb
ans. Weil der Kaiser weder Soldaten noch Geld hatte, schloß er ein
Bündnis mit der Liga. Herzog Maximilian ließ die Truppen der Liga
unter seinem kriegsknndigen Feldherrn Tilly in Böhmen einmarschieren.
Während der neue Böhmenkönig mit seiner Gemahlin im Prager Schlosse
beim Mittagsmahle saß, wurden seine Truppen am Weißen Berg von
Tillys Scharen geschlagen und in die Flucht gejagt. Die Königsherrlich-
keit Friedrichs hatte nur einen Winter gedauert, weshalb man ihn spott-
weise den „Winterkönig" nannte. Kaiser Ferdinand Ii. verhängte ein
schweres Strafgericht über das unglückliche Land. Die Urheber des Aus-
standes wurden enthauptet, ihre Güter eingezogen und den Anhängern des
Kaisers gegeben. Die Protestanten, welche die katholische Lehre nicht an-
nahmen, wurden des Landes verwiesen. Den Majestätsbrief soll der Kaiser
mit eigener Hand zerrissen haben. Über den Kurfürsten Friedrich und seine
Anhänger wurde die Reichsacht ausgesprochen.
3. Der Krieg in Norddeutschland. Tilly hatte alle Feinde des Kaisers
aus dem Felde geschlagen; aber trotzdem hielt er seine Soldaten in West-
falen unter den Waffen. Die Evangelischen in Norddeutschland fürchteten,
der Kaiser wolle sie wieder in den Schoß der katholischen Kirche zurück-
führen, und ernannten darum den König Christian Iv. von Dänemark zu
ihrem Kriegsobersten. Ferdinand konnte seinen Widersachern kein eigenes
Heer gegenüberstellen, er war ganz von der Liga abhängig. In dieser pein-
lichen Lage bot ihm ein böhmischer Edelmann, Wallenstein, seine Dienste
an. Albrecht von Wallenstein entstammte einer altböhmischen evangelischen
Familie. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von den Jesuiten
erzogen. Als junger Edelmann focht er mit Auszeichnung gegen die Türken.
Durch eine reiche Heirat und den billigen Erwerb einer großen Anzahl
Güter gelangte er zu fürstlichem Reichtum. Wallenstein unterstützte den
Kaiser mit bedeutender! Geldsummen; für diese Dienste erhielt er das Herzog-
tum Friedland. Allein Wallensteins Ehrgeiz strebte nach Höherem; er
hatte „in den Sternen gelesen", daß er zu etwas Großem bestimmt sei. Die
Verlegenheit des Kaisers war seinen ehrgeizigen Plänen günstig. Mit
leichter Mühe brachte er ein Söldnerheer zusammen. Siegreich durchzog
Wallenstein die Gegenden der untern Elbe; er schlug den Grafen Mansfeld,