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1. Württembergisches Realienbuch - S. 93

1909 - Stuttgart : Bonz
93 kaiserlichen Heere standen bald im Norden bald im Süden, während der Westen von den Franzosen heimgesucht wurde. Wo am meisten zu be- kommen war, dahin liefen die raubenden Söldnerscharen. 6. Söldnerwesen und Kriegsgreuel. Die Heere, die im Dreißigjährigen Krieg kämpften, waren geworbene Söldnerheere; nur die Armee, mit der Gustav Adolf aus deutschem Boden landete, bestand aus schwedischen Landeskindern. Die Söldner waren der Auswurf der Menschheit, aus aller Herren Ländern zusammengetrommelte Deutsche, Italiener, Spanier, Iren, Schotten, Wallonen und Slawen. Sie hatten kein Vaterland, keine Heimat, keinen Glauben, keine Treue; ihr Trachten ging einzig und allein dahin, ein zügelloses Leben zu führen und reiche Beute zu machen. Bei der Anwerbung bekam jeder ein Werbe- oder Handgeld. Weil der Sold nur selten bezahlt wurde, lebten die Söldner ausschließlich von Raub und Plünderung. Jeder Ort, den eine Söldnerschar erstürmte, war dem Verderben geweiht. Eine einheit- liche Uniform hatten die Söldner nicht; sie glichen Bettlern und Wegelagerern und waren nur an den Waffen kenntlich. Von Wallenstein ist zwar bekannt, daß er bei seinem zweiten Kommando die Soldaten reichlich mit Korn, Wein, Tuch und Waffen versorgte, wodurch er sich seine Armee schuf. Die Söldner des Dreißig- jährigen Krieges zogen mit Weibern und Kindern zu Felde; einem Regiment, das 3000 Mann stark war, folgten 2000 Weiber. Diese beteiligten sich ebenfalls an den Plünderungen, und was die Männer in den Kästen und Truhen liegen ließen, das nahmen die Weiber mit. Die an den Bewohnern verübten Grausamkeiten waren unglaublich. Am schlimmsten hausten zuletzt die Schweden. 7. Der Westfälische Friede 1648. Alle Parteien waren des Krieges endlich müde. Drei Jahre dauerten in Münster und Osnabrück die Unter- handlungen, die dann rasch zum Abschluß gelangten, als die Schweden 1648 einen Teil von Prag eingenommen hatten. Wo der greuelvolle Krieg angefangen hatte, da sollte er auch sein Ende finden. Die Fremden ließen sich einen hohen Friedenspreis bezahlen. Die Schweden bekamen Vor- pommern mit Stettin, Greifswald und der Insel Rügen als deutsches Reichslehen. Den Franzosen wurden die Bistümer Tonl, Metz und Ver- dun überlassen, außerdem erhielten sie Besitzungen im Elsaß; Straßburg blieb vorerst noch deutsch. Der unheilvolle Krieg hatte die Macht des deutschen Reiches nach außen geschwächt. Im Norden beherrschte Schweden die Ostseeländer, während der Westen unter der Gewalt Frankreichs stand. Ebenso unerfreulich regelte der Westfälische Friede die Zustände im Innern des Reiches. Die Kaisermacht war dahin. Ungefähr 360 weltliche und geistliche Fürsten und freie Städte zählte das Reich. Sie alle waren selb- ständig und durften Bündnisse mit auswärtigen Mächten abschließen; nur gegen das Reich und den Kaiser sollten sie nichts Feindseliges unternehmen. So wurde Deutschland infolge seiner Ohnmacht und Zerrissenheit ein Spiel- ball in den Händen feindlicher Mächte. Nur eines hatte der schreckliche Krieg gerettet: die Glaubensfreiheit. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt.
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