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1. Württembergisches Realienbuch - S. 217

1909 - Stuttgart : Bonz
217 Mais. Das Hirtenvolk der Ungarn hat sich zum größten Teil in ein Bauernvolk umgewandelt; seine Rinder- und Pferdeherden schwinden immer mehr, und die großen Steppendörfer wandeln sich in vornehme Städte um. Die Donau verlaßt bei Preßburg das Wiener Becken, umfließt die mit Dörfern übersäten Inseln Schutt und biegt bei Waitzen in scharfem Knie nach Süden um. Rebenbegrenzte Hügel begleiten sie bis Budapest, der glanzvollen Hauptstadt Ungarns, 870 000 Einwohner. Unterhalb Budapest beginnt das Schwemmlandtal voller Sümpfe, Rohr- und Walddickichte, eine düstere Wildnis, aber von Vogelfang belebt. Anders wird das Tal im Süden, wo die Donau sich wieder nach Osten wendet und ihre drei größten Zuflüsse, Drau und Sau rechts und die Theiß links, aufnimmt. Die heitern Berge Slawoniens treten ans Ufer, und in fruchtbarer Landschaft liegen Peterwardein und das serbische Belgrad. Bald darauf beginnt der großartige Durchbruch der Donau, länger, wilder und gefährlicher, aber nicht so lieblich wie die Rheinspalte von Bingen bis Bonn. Durch das „Eiserne Tor" tritt die Donau in das rumänische Becken ein. Hier wird sie bis 1400 m breit. Nachdem sie noch nördlich zu fließen gezwungen wurde, mündet sie in drei Armen in das Schwarze Meer. Die Schiffahrt auf der Donau wird im Winter lange Zeit durch eine mächtige Eisdecke ver- hindert. — Die Theiß, so lang wie der Rhein, fließt träge dahin und überschwemmt bei Hochwasser ungeheure Gebiete. So wurde 1879 die zweite Stadt des Landes, Szegedin, fast vollständig vernichtet. Der Fischreichtum der Theiß lockt große Schwärme von Sumpfvögeln an. Ungarn war sieben Jahrhunderte hindurch der Tummelplatz asiatischer Nomadenvölker. Von 1700 an ist es mit Österreich vereinigt. Die stolzen Magyaren erzwangen die Gleichberechtigung ihres Landes mit der öster- reichischen Reichshälfte. Ungarn ist fast so groß wie Preußen, zählt aber nur 20 Mill. Einwohner. — Zwischen Drau, Sau und dem Meer liegen Slawonien und Kroatien, meist fruchtbares Lößgebiet. — Am Adriatischen Meer nimmt die ungarische Hafenstadt Fiume im Handels- verkehr rascher zu als Triest. — Seit 1908 sind auch Bosnien und Her- zegowina, südlich von der San, dem Reich einverleibt. Rückblick. Österreich-Ungarn ist vorwiegend ein Ackerbaustaat, der hauptsächlich Getreide und Vieh ausführt. Die Bevölkerung besteht aus vier Hauptstämmen: Slawen, Deutschen, Magyaren und Romanen. Im Kaisertum Österreich sind 3/ö Slawen, in Ungarn 2/ö Magyaren. Dort leben 10 Mill., hier 2 Mill. Deutsche; sie sind die Träger der Kultur Österreichs und haben in Ungarn Industrie und Handel größtenteils in ihren Händen. Die Donau ist die gewaltige Schlagader und das Band der beiden Reichshälften, so daß man Österreich-Ungarn treffend als Donaustaat bezeichnen kann.
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