1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Allmählich kühlte sich ihre Oberfläche ab und erstarrte zu einer festen
Kruste. Indem aber diese Kruste erkaltete, zog sie sich zusammen. Infolge-
dessen wurde die Oberfläche nicht glatt, sondern „runzelig", d. h. es bildeten
sich Gebirge. Das Innere der Erde blieb nach wie vor feuerflüssig, und
in die Spalten und Klüfte, die beim Zusammenziehen der Erdrinde ent-
standen, drang die feurige Masse von unten ein und füllte dieselben aus,
drang auch wohl durch die anfangs noch dünne Erdschichte durch. Hier
erstarrte sie natürlich schnell. Was wir heute in den Alpen und im
Schwarzwald als Granit, in andern Gegenden als Basalt sehen, ist
nichts anderes als solche erkaltete, ursprünglich feuerflüssige Masse, die
entweder aus der Erde hervordrang oder deshalb sichtbar wurde, weil die
darüber gelegenen Gesteine verwittert sind.
Als sich die Erde abkühlte, verdichtete sich auch das Wasser, das in
Dampfform über der Erde geschwebt hatte, und schlug sich auf der Erde
nieder. Dadurch entstanden große Meere. Das Wasser löste manche
Stoffe der Erde wieder ans. Dieselben setzten sich nachher in den Meeren
als Schlamm auf den Grund. Indem dieser Bodensatz erhärtete und die
Sandkörner durch ein Bindemittel zusammengeklebt wurden, entstanden
Felsen. Die Meere bedeckten aber nicht immer dieselben Gegenden; denn
die Gestalt der Erdoberfläche wechselte stark. Wenn innerhalb der Erde
durch die fortschreitende Abkühlung ein Hohlraum sich bildete, so stürzten
weite Gebiete in die Tiefe. Andere Gebiete erhoben sich wieder. In
beiden Fällen mußte das Meerwasser an die tieferen Stellen abfließen.
Es entstanden Festländer, die bei der nächsten Veränderung wieder zu
Meeren werden konnten.
Als Ablagerungen von Meeren, teilweise auch von Seen und
Sümpfen, die nacheinander das jetzige Festland der Erde bedeckten, haben
wir die meisten Kalk- und Sandsteine anzusehen, ans denen jetzt ein großer
Teil unserer Erdrinde besteht, nämlich: 1. den Muschelkalk, der die Stein-
salzlager einschließt, 2. den Keuper mit dem Schilfsandstein und dem Stuben-
sandstein, 3. den schwarzen, braunen und weißen Jura, 4. den Molasse-
sandstein. Der rote oder bunte Sandstein ist wahrscheinlich aus Sanddünen
entstanden, welche an einer flachen Küste oder in einer Wüste sich gebildet
hatten. Über diesen Gesteinschichten lagern dann noch Lehm, Löß, Ton,
allerlei Schutt, Torf, Kies — lauter Stoffe, welche teils durch Verwitterung
gebildet teils durch Gletscher angehäuft teils durch Flüsse angeschwemmt
wurden. Innerhalb jeder der obigen Schichten gibt es wieder verschiedene
Unterabteilungen. Auch kennt man noch manche andere Schichten, die aber in
Württemberg nirgends zu Tage treten oder überhaupt nicht vorhanden sind.
Wenn heute diese Schichten, wie man öfters beobachten kann, nicht