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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 76

1914 - Nürnberg : Korn
76 Edel ist das Pferd; wie aus Erz gegossen, so fest steht es da und dennoch schlank wie ein Reh und so friedlich. Sicher ist sein Gang; stolz trägt es sein Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; das runde, rege Auge mit dem schwarzen Glanz erspäht den Feind; mit grünem Schein erleuchtet es den dunkeln Pfad. Es spielt mit dem spitzen Ohr, ersaßt den verlorenen Laut, stutzt und warnt seinen Reiter. Zur Seite des schlanken, glatten Nackens fällt die seidenschimmernde Mähne. Seine Brust, voll und weich wie die des Schwans, stellt sich keck der Gefahr ent- gegen und der glatte Leib ruht sicher aus festen Lenden, aus nervigen Füßen. Die eisensesten Hufe stampfen ungeduldig den Boden; der volle, glänzend schwarze Schweif fließt ruhig über das gewölbte Kreuz zur Ferse med-er- Aus des Reiters Wink springt es aus wie ein Luchs, rennt davon, den Hals gestreckt wie ein Adler im Flug; wie ein Adler leicht, berührt es kaum die Erde und es fliegt fern Schweif ihm nach. Die Bäume fliehn wie Schatten vorüber, der Boden weicht, als stürzte er hinter ihm in den Abgrund. Unter dem Hufe zer- bersten die Kiesel, Funken sprühn umher. So stürzt es mit dem Araber dem Löwen entgegen. Dieser wirst die Mähne empor und weist grinsend und brüllend die Zähne; er schlägt mit dem Schweife seine Lenden. Jetzt steht er, jetzt duckt er sich nieder zum Sprunge; da schickt ihm rasch der Jäger die Lanze zu. Der Löwe achtet nicht den tödlichen Stoß; mit zerbrochenem Schaft in der Brust schwingt er sich dem Jäger entgegen; da funkeln des Pferdes Augen, die Adern spannen sich, die Mähne fliegt, es dampfen seine Nüstern, die Muskeln spielen und schwellen und zornwiehernd bäumt es sich auf, schlägt aus; sein eherner Huf hat die Stirn des Löwen gespalten und ihn zu Boden ge- schmettert. Mit dem Krieger zieht das Pferd gegen den Feind; es beißt schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden, schnaubend und wiehernd vor Kampflust. Da schmettern die Trompeten; es erwartet nicht des Reiters Sporn, sprengt ent- gegen den blitzenden Lanzenreiheu. Es ist eins mit seinem Führer, ein Wille beherrscht beide, ein Held sind Roß und Reiter zu- sammen. Das Roß ist des Reiters Schild; es ist sein Pfeil, mit dem er zugleich in die Reihen der Feinde trifft. Des Rosses Mähne flattert, eine schwarze Todesfahne, dem blinkenden Schwer! des Reiters voran. Es steht vor der Lanze, aber es zittert nicht, bleibt besonnen, unerschrocken und fest wie ein Fels, mitten im Rauch und im Donner des Geschützes. Nicht das Getümmel,
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