1914 -
Nürnberg
: Korn
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine
Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das
Geld und dachte unterdessen geschwinde nach, wie er den treuen
Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter
Freund," sprach er hierauf, „es waren eigentlich 800 Taler in
dem Tuche eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Taler. Ihr
werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und eure 100 Taler
Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Ihr wohl
daran getan. Ich danke Euch." Das war nicht schön; aber wir
sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten und
Unrecht schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem
es weniger um die 100 Taler als um seine unbescholtene Recht-
schaffenheit zu tun war, versicherte, daß er das Päcklein so ge-
funden habe, wie er es bringe, und es so bringe, wie er's ge-
sunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide
bestanden auch hier noch auf ihrer Behauptung: der eine, daß
800 Taler seien eingenäht gewesen; der andere, daß er von dem
Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehrt
habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der
die Ehrlichkeit des einen und die schlechte Gesinnung des andern
zum voraus zu kennen schien, griff die Sache so an. Er ließ
sich von beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feier-
liche Versicherung geben und tat hierauf folgenden Ausspruch:
„Demnach und wenn der eine von euch 800 Taler verloren, der
andere aber nur ein Päcklein mit 700 Talern gefunden hat, so
kann auch das Geld des letzteren nicht das nämliche sein, aus
welches der erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund, nimmst
also das Geld, welches du gefunden hast, wieder zurück und
behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur
700 Taler verloren hat. Und dir da weiß ich keinen Rat, als
du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Taler
findet." So sprach der Richter und dabei blieb es. &&&.
1-83. Rätsel.
Es ist ein kleiner Soldat, der ein giftig Spießlein hat.
Täglich zieht er mit Gesang ins Feld; nur im Winter bleibt er
in dem Zelt. Er erobert ohne Zahl die schönsten Schlößlein zu
Berg und Tal; er bricht in ihre Keller ein und trinkt daraus
aus goldnem Becherlein immer neuen, süßen Wein; dann füllt
mit feinem Mehl er jede Hand und baut zu Hause Kammern,
Wand an Wand. Die Kammern füllt er mit süßem Most und
Lesebuch für Mittel- und Obernaffen. 7