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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 127

1914 - Nürnberg : Korn
127 sogar liebkost. Der Elefant ist Reitpferd, Lasttier, Zugvieh, Handarbeiter, Packknecht, Hirt, Jäger, Schauspieler und bei den Indiern selbst ein Halbgott geworden. Der Elefant nimmt mit Leichtigkeit sechs Menschen auf seinen Rücken, die sich dort bequem auf einem Tragsessel niederlassen. Eine Kanone, die sechs Pferde kaum fortbringen würden, zieht er ohne Mühe auf dem schlechtesten Wege fort. Er trägt und fährt nicht bloß die Lasten sondern er hilft sie selber sich aufladen, indem er nieder- kniet wie das Kamel und dann mit dem Rüssel die Waren auf den Rücken hebt. Er trägt Tonnen, Säcke und Ballen nicht bloß auf dem Rücken sondern auch auf dem Halse, auf seinen Hauern und selbst im Maule, indem man ihm das Ende eines Seiles reicht, das er mit den Zähnen festhält. Dabei ist er so behutsam und vorsichtig, daß er niemals etwas beschädigt, was man ihm anvertraut und in Verwahrung gegeben hat. Vor dem Gebrauch des Feuergewehrs war der Elefant auch ein ge- waltiger Krieger, von dessen Rücken Soldaten aus hölzernen Türmen ihre Geschosse schleuderten. Der Elefant gehört mit vollem Recht zu den wahrhaft vornehmen und edlen Tieren. In der langen Reihe der Tier- geschlechter ist er vom Schöpfer auf die oberste Stufe gestellt. Der plumpe Koloß ist das gewandteste, fein gebildetste, vollkom- menste Tier. Er liebt den Wohlgeruch der Blumen. Wenn er satt ist, pflückt er sich auf der Wiese die schönsten, wohlriechendsten Blumen, ordnet sie zu einem Strauße und zieht den Duft durch die Nase ein. An der Musik bezeigt er das größte Wohlgefallen. Sein kluges Auge ist für schöne Formen und Farben sehr empfänglich und findet großes Vergnügen an kostbaren Teppichen und sonstigem Zierat. Der Elefant ist ein großer Liebhaber geistiger Getränke; eine Flasche Wein oder Arrak geht ihm über alles. So sanft und zahm der Elefant bei wohlwollender Behand- lung ist, so furchtbar wird er, wenn er betrogen oder mißhandelt wird. Ist ihm eine Beleidigung widerfahren, oder hält er seine Würde für verletzt, so muß gewöhnlich der arme Kornak, sein Führer, schwer dafür büßen. Ist aber die Wut vorüber, so schämt sich das Tier seiner Übereilung und möchte sie gerne wieder gutmachen. In Indien hatte sich ein gereizter Elefant losgerissen, der Kornak trat ihm in den Weg; allein von seiner Wut überwältigt, tötete er den Unglücklichen, dem er sonst mit der größten Liebe zugetan war. Die Frau, durch den Tumult
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