1914 -
Nürnberg
: Korn
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Nachdem aber der Kaiser mit den italienischen Städten zu Kon-
stanz Frieden geschlossen hatte, lud er den widerspenstigen Hein-
rich vor sein Gericht, und da er nicht erschien, wurde er geächtet
und sollte aller seiner Lehen verlustig gehen. Nach langem Wi-
derstand mußte er sich unterwerfen. Zu Erfurt warf er sich vor
dem Kaiser demütig nieder, umfaßte seine Kniee und erflehte seine
Gnade. Diese wurde ihm auch zuteil; doch verlor er seine
beiden Herzogtümer Bayern und Sachsen und wurde auf drei
Jahre verbannt.
So war endlich Friede im Reich. Dasselbe umfaßte außer
dem ganzen jetzigen Deutschland mit Ausschluß eines Teils von
Schlesien, Pommern und Preußen noch folgende Länder: Deutsch-
Österreich, ganz Holland und Belgien, das französische Lothringen,
die ganze Schweiz, das burgundische Königreich mit Savoyen,
Piemont und der Provence (Prowanß), ganz Italien bis an die
Grenzen von Neapel. Auch auf die benachbarten Völker erstreckte
sich Friedrichs Einfluß und jeder Deutsche freute sich über die
Höhe, zu welcher sein Vaterland sich erhoben hatte.
Da erscholl plötzlich die Nachricht, Sultan Saladin habe
Jerusalem erobert. In der ganzen Christenheit verbreitete sich
ein unermeßlicher Jammer. Alles geriet in Bewegung um das
Grab des Erlösers den Ungläubigen wieder zu entreißen. Die Könige
von England und Frankreich nahmen mit vielen ihrer Großen
das Kreuz. Auch Friedrich, obwohl im 68. Jahre stehend, machte
sich aus mit einem gewaltigen Heere. Nach unsäglichen Müh-
seligkeiten kamen sie endlich zur Stadt Jkonium in Kleinasien.
Von allen Seiten drangen hier die Türken auf das deutsche Heer
ein und schon fing dasselbe an zu weichen. Da rief der greise
Kaiser mit lauter Stimme und durch seinen Heldenmut wunder-
bar verjüngt: „Warum zögert ihr? Weshalb seid ihr nieder-
geschlagen? Gottlob, daß die Feinde endlich eine Schlacht wagen.
Um den Himmel mit eurem Blute zu gewinnen verließet ihr
euer Vaterland; jetzt ist die rechte Zeit. Folget mir! Christus
herrscht, Christus siegt!" Mit diesen Worten sprengte er in die
Feinde, ermutigt folgten ihm die Seinen und schlugen die Türken
in die Flucht. In diesem Augenblick gewahrte man die christ-
lichen Fahnen auf den Türmen von Jkonium. Herzog Friedrich,
des Kaisers Sohn, hatte die Stadt erobert. Mit großer Freude
empfing der siegreiche Kaiser seinen siegreichen Sohn. Die Tür-
ken baten um Frieden und störten das Heer nicht weiter, das
nun glücklich Seleucia in Cilicien erreichte. Als man aber beim
Aufbruch von dieser Stadt über den Seleph setzte und der Kaiser