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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 378

1914 - Nürnberg : Korn
378 sches Heer unter dem Befehl des Marschalls Duras fiel in die Pfalz und einige benachbarte Fürstentümer ein. Es war vorauszusehen, daß Frankreich bald auf allen Seiten angegriffen sein würde, und daß Duras sich nicht lange im Besitze derjenigen Provinzen würde behaupten können, welche er überrascht und überzogen hatte. Da gab der „allerchristlichste König“ auf den Rat seines Kriegsministers Louvois den eben so furchtbaren als unmenschlichen Befehl die Pfalz und alle Lande am Rhein in eine Wüste zu verwandeln, damit sie den vordringenden deutschen Heeren keinen Anhalt bieten könnten. Der französische Befehlshaber verkündete fast einer halben Million Menschen, daß er ihnen drei Tage Zeit lasse, und daß sie nach Ablauf derselben ihrem Schicksal über- lassen sein würden. Bald schwärzten sich die Straßen und Felder, welche damals im tiefen Schnee lagen, mit zahl- losen Haufen von Männern, Weibern und Kindern, welche von ihrem Herde flohen. Viele starben vor Kälte und Hunger; aber genug von ihnen blieben am Leben um fast alle Städte Europas mit abgemagerten und schmutzigen Bettlern zu füllen, welche einst als Landwirte und Kauf- leute ein blühendes Gewerbe gehabt hatten. Mittlerweile begann das Werk der Zerstörung. General Melac vollführte es von Heidelberg aus mit hunnischer Grausamkeit. Sein Name ist dafür aber auch in der Ge- schichte gebrandmarkt und mit Fluch beladen. —Aus jedem Marktplatze, jedem Weiler, jeder Pfarrkirche, jedem Land- sitze in den dem Untergange geweihten Provinzen schlugen die Flammen empor. Die mit Korn bestellten Äcker wurden umgepflügt, die Obstgärten niedergehauen; die fruchtbaren Ebenen um den Ort, wo einst Frankenthal gelegen, ge- währten keine Aussicht auf eine Ernte. Kein Weinstock, kein Mandelbaum war auf den Abhängen der sonnigen Berge zu sehen, zwischen denen einst Heidelberg gestanden. Palästen, Tempeln, Klöstern, Krankenhäusern, den schönsten Kunstwerken, Denkmälern erlauchter Toten erwies man keine Achtung. Die weitberühmte Burg des Kurfürsten ward in einen Haufen von Ruinen verwandelt; das zunächst liegende Hospital ward geplündert; die Lebensrnittel, Arz- neien, die Strohsäcke, auf denen die Kranken lagen, wurden zerstört. Selbst die Steine, aus denen Mannheim erbaut war, wurden in den Rhein geworfen. Die prachtvolle
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