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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 417

1914 - Nürnberg : Korn
417 Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekom- men, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Bran- denburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Littauer! Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt; ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehren- voll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den großen Kur- fürsten, an den großen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissens- freiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissen- schaft! Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbün- deten; gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtige Feinde in den Kampf ge- zogen und haben den Sieg errungen; erinnert euch an die helden- mütigen Schweizer und Niederländer! Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euern ange- bornen König als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Mut und der mächtigste Beistand unserer Bundes- genossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen anderen Aus- weg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegengehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen. Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Breslau den 17. März 1813. Friedrich Wilhelm. Lesebuch für Mittel- und Oberklaffen. 91
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