1914 -
Nürnberg
: Korn
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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die Gewalttat fremder Eroberer kämpfen und in diesem Kampf,
in dem wir kein anderes Ziel verfolgen als den Frieden Europas
dauernd zu sichern, wird Gott mit uns sein, wie er mit unsern
Vätern war."
Als der König geendet, erhob sich ein donnernder Sturm
der Begeisterung. — Eine Stunde später wurde die Sitzung
wieder eröffnet. Tiefe Stille lagerte über der Versammlung,
als der Bundeskanzler Graf Bismarck erschien um eine Mit-
teilung zu machen. „Frankreich," sagte er, „hat den Krieg
erklärt." Er konnte nicht weiter reden; ein Jubel, ein Bravo-
rufen erfüllte das ganze Haus; alle stimmten ein in den Ruf:
„Mit Gott für König und Vaterland!" Diese patriotische Be-
geisterung fand überall lauten Beifall. Aus allen Teilen Deutsch-
lands, selbst von den Deutschen in Amerika, gelangten an König
Wilhelm täglich, stündlich Kundgebungen der Opferfreudigkeit in
dem Kampfe für Deutschlands Ehre und Unabhängigkeit. Schon
am 16. Juli hatte König Wilhelm die norddeutsche Bundes-Armee
zu den Waffen gerufen und am 19. den Orden des „Eisernen
Kreuzes" für das Verdienst in diesem Kriege erneuert. Die
süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg und Ba-
den stellten sofort — den Verträgen von 1866 gerreu
— ihre Truppen unter seinen Oberbefehl. „Mit Be-
geisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhm-
gekrönten Waffengenossen für deutsches Recht und deutsche Ehre
den Kampf aufnehmen," telegraphierte der jugendliche König
Ludwig Ii. von Bayern an König Wilhelm. Die Tage von
1813 waren wieder aufgelebt; ja, die Begeisterung war noch
viel großartiger als damals. Deutschland war einig wie nie
zuvor. Nach Haester».
1-350. Mut über Gut.
Es war einmal ein armer Handwerksmann, ein Lein-
weber, der saß täglich schon in aller Frühe in seiner Werkstätte
und arbeitete. Und wie er denn allezeit fröhlichen Mutes war,
so sang er zum Zeitvertreib nebenbei manch schönes weltliches
und geistliches Liedlein, je nachdem es ihm just ums Herz war.
Und er hatte eine so klare und volle Stimme, daß die Nach-
barn keines Haushahns bedurften, der sie aufweckte. Dies
war aber eben dem reichen Kaufherrn nicht recht, der neben
ihm wohnte; denn wenn der vor Mitternacht nicht schlafen
konnte wegen Geldsorgen, so nutzte er nach Mitternacht noch