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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 491

1914 - Nürnberg : Korn
491 ob er jene Bücher, welche auf einer Bank lagen, für die seinigen erkenne, und ob er sie widerrufen wolle. — Die erste Frage bejahte er; für die zweite bat er sich Bedenkzeit aus. Und als man am folgenden Tage eine kurze, entschiedene Erklärung verlangte, da hob er mit fester Stimme an: „Weil denn Ew. Kaiserliche Majestät, Kurfürstliche und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfache und richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die weder Hörner noch Zähne haben soll, nämlich also: Dem Papst und Konzilio glaube ich nicht; widerrufen kann und mag ich nicht. Hier stehe ich; ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen." Diese Worte brachten einen tiefen Eindruck auf die Versammlung hervor und manches Herz ward für ihn gewonnen. Man führte ihn hinaus. Vergeblich bemühten sich Kurfürst Joachim I. und Richard von Trier, die Sache gütlich auszugleichen; Luther verharrte bei seinem Entschlüsse. Die Anhänger des Papstes aber drangen in den Kaiser, dem Beispiele Sigismunds zu folgen und dem Ketzer sein Wort nicht zu halten, sondern ihn sogleich verbrennen zu lassen. Voll edlen Unwillens entgegnete der jugendliche Kaiser: „Und wenn nirgends in der Welt Treue zu finden wäre, so soll man sie bei dem deutschen Kaiser finden." — Obwohl er nun gegen Luther die Acht aussprach, so bewilligte er ihm doch freies Geleit auf 21 Tage. Als Luther auf dem Heimwege in den Wäldern von Thüringen dahinfuhr, siehe, da sprengten plötzlich fünf verkappte Ritter auf ihn zu, zogen ihn aus dem Wagen und schleppten ihn mit sich in das Gebüsch. Hier kleideten sie ihn wie einen Ritter, setzten ihn auf ein Pferd und brachten ihn auf die nahe Wartburg. Es war das Werk Friedrichs des Weisen, welcher den Geächteten den Augen seiner Feinde zu entziehen suchte. Indes nun niemand wußte, wo Luther geblieben war, faß er sicher und unangefochten auf der Wartburg und arbeitete an dem nächst der Reformation selbst größten und wichtigsten seiner Werke: er übersetzte die Bibel in die deutsche Sprache und übergab damit dem Volke einen Schatz, der allein hinreichend war, sein großes Unternehmen zu sichern. — Luther starb in der Gewißheit, daß sein Werk zu glücklicher Vollendung ge- langen werde, zu Eisleben, wo er geboren war, am 18. Februar 1546. 377. Ein Brief Dr. Luthers an seinen kleinen Sohn Hans. Gnade und Friede in Christo, mein liebes Söhnchen! Ich sehe gerne, daß du wohl lernest und fleißig betest. Tue also, mein Söhnchen, und fahre fort. Wenn ich heimkomme, so will ich dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hübschen, lustigen Garten, da gehen viele Kinder innen, haben güldene
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