Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 6

1871 - Zwickau : Zückler
6 womit er seine Wohnung srbaut, das Zimmerholz, das sein Dach trägt, die Kohlen und das Brennholz, die ihn im Winter wärmen, die Früchte seines Feldes, sein Heu und viele andere Dinge, könnte er sich dabei der Hülfe des Pferdes nicht bedienen? Ach, und wie oft erfährst du, edles Thier, dessenungeachtet die schamloseste Undankbarkeit! — Wie oft wird dein Maul vom harten Gebisse unbarmherzig zerrissen, deine Seiten mit Wunden bedeckt, dein Huf oft bis in's Fleisch hinein mit Nägeln durch- bohrt! Jede deiner anmuthigen Bewegungen unterliegt dem alltäglichen Zwange der Fesseln; wenn deine Jugend im heißen Kriegsdienste geopfert war, bist du nur zu oft im Alter verlassen oder durch die härtesten Arbei- ten entehrt und zu täglichen Mißhandlungen verurtheilt! — So wie wir das Pferd eben geschildert haben, ist es freilich nur erst nach und nach durch des Menschen sorgsame Pflege und strenge Zucht gleich von Jugend auf geworden. Die wilden oder vielmehr verwilderten Pferde, — denn eigentlich wilde soll es nicht mehr geben, —die in vie- len Theilen Asien's, Afrika's und Amerika's noch in zahlreichen Heerden zwanglos umherstreichen, sind doch etwas anderer Art, kleiner, weniger edel von Gestalt und Haltung und bei weitem unbändiger. Jede solche Heerde wird in der Regel von einem muthigen Hengste angeführt, der ihr den Weg zeigt, sie weiter ziehen oder halten läßt, wie es ihm eben beliebt. Kommt es mit irgend einem Feinde zun: Kampfe: so ist er der erste, der sich der Gefahr preisgibt. Außerdem ist er äußerst wachsam und thätig; er macht häufig die Runde in seiner Heerde und hält sie, wie der Hund die Schafheerde, stets zusammen. Es scheint, als sage ihm ein geheimer Jn- stinct, daß ihre Kraft nur in der Vereinigung von Vielen liege. Zeigt sich ein Raubthier, ein Löwe, Tiger, Panther oder Wolf, die häusig auf sie Jagd machen: so fliehen sie entweder auf das schnellste oder stellen sich, wenn Flucht nicht mehr möglich ist, sogleich mit den Köpfen gedrängt zu- sammen und vertheidigen sich gemeinschaftlich mit den Hinterfüßen; und wehe dem Raubthiere, das von dem kräftigen Hufschlage getroffen wird! Es stehet entweder nicht wieder auf oder sucht wenigstens eiligst seine Rettung in der Flucht. Rur von der Heerde versprengte junge oder schwache Pferde werden gewöhnlich ihre Beute, weil das Raubthier diese von von: angreift und sie beim Kopfe mit Riesenkraft niederreißt. Jeder anführende Hengst verdankt seine hohe Würde der eigenen Kühnheit, die er so lange behauptet, bis ein anderer noch kräftigerer sie ihm oft erst nach hartem Kampfe entreißt. Den neuesten Berichten der Reisenden zufolge sind die wilden Pferde besonders häusig auf den großen Hochebenen Mittelasiens, von wo sie sich bis zum tiefsten Süden Afrika's verbreitet haben, ferner in den weiten fruchtbaren Ebenen und Wüsten südlich vom la Plata-Strome, wie auch in den Steppen nordwestlich von Texas in Nordamerika. Auch in Australien finden sich welche, sind jedoch sowohl dorthin, als auch nach Amerika erst nach Entdeckung dieser Länder durch die Spanier gekommen. Stolz auf
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer