1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bäume u. s. w., besonders aber rein im Zuckerrohr vorkommt. Der
gereinigte Zucker heisst rastinirter Zucker. Aus Stärke, Obst und
Honig lässt sich der Zucker nicht raffiniren und krystallisiron. Mit
Hefe versetzt, verwandelt sich der Zucker in Weingeist und Kohlen-
säure. Mail nennt diesen Vorgang Gährung. 4j Der Weingeist
(Spiritus) entsteht auf die so eben angeführte Weise und wird durch
Destillation gewonnen. Aus allen stärke- und zuckerhaltigen Stoffen
kann daher Weingeist bereitet werden. Ohne Zucker entstellt aber
kein Weingeist, daher: Süsse Trauben, starker Wein! Der Wein-
geist ist flüchtiger und leichter, als Wasser, und brennbar. Mit Wasser
vermischter Weingeist wird Branntwein genannt, und dieser ist ein
gefährliches Getränk. Die Bereitung des Weingeistes kann man bei
Branntweinbrennereien jeden Tag sehen. 5) Die Essigsäure, welche
mit Wasser verdünnt den Essig darstellt, entsteht, wenn Weingeist
längere Zeit mit Luft in Berührung ist und sich oxydirt (säuert).
Essig lässt lieh schnell bereiten, wenn man Branntwein durch ein mit
buchenen liobelspänen gefülltes Fass laufen lässt. Nur aus weingeist-
haltigen Stoffen oder aus solchen, die Stärke oder Zucker enthalten,
kann Essig gewonnen werden. Sauere Trauben liefern daher schlechten
Essig. t>) Der Gerbestoff ist in vielen Rinden, besonders in der
Eichenrinde (Lohe) und in den Galläpfeln enthalten. Er verbindet
sich innig mit der Thierhaut, benimmt ihr die Fähigkeit zu ver-
faulen und bildet dadurch das nützliche Leder. Mit Eisen salzen
(grünem Vitriol) bildet der Gerbestoff eine Verbindung von schwarzer
oder schwarzblauer Farbe, die Tinte.' Zu den stickstofffreien Organi-
schen Körpern gehören auch noch: Das Fett, welches von Thieren
gewonnen wird; der Thran, das flüssige Fett von Säuget!deren, die
im Meere leben; das flüchtige Öl, welches von Blumen und andern
Ptianzcntheilen durch Destillation, das fette Öl, das durch Auspressen
aus Samen bereitet wird, die Harze u. s. w.
Von stickstoffhaltigen organischen Körpern, welche man
leicht daran erkennt, dass sie angezündet einen sehr starken, unan-
genehmen Geruch nach Ammoniak (Verbindung des Stickstoffes mit
Wasserstoff) verbreiten, wie dies bei Haaren, Federn, Horn u. s. w.
der Fall ist, sind hauptsächlich zu bemerken: 1) Die Fleischfaser,
welche das Fleisch der Thiere bildet. Sie enthält sehr viel Stickstoff,
daher ist das Fleisch ein so kräftiges Nahrungsnpttel. 2) Das Ei-
weil's ist in den Eiern und im Blute enthalten und gerinnt in der
Hitze. Auch viele Pflanzen enthalten Eiweissstoff, der ganz ähnliche
Eigenschaften besitzt und Pflanzeneiweiss heisst. 3) Gallerte und Leim
find vorzüglich in den Knorpeln und Knochen enthalten, woraus der
Tischlerleim gesotten wird. 4) Kleber, welcher mit dem Stärkemehl
die Getreidekörner und Hülsenfrüchte ausmacht. Er ist eine klebrige,
zähe Masse, die als Rückstand bleibt, wenn aus Weizenmehl in