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1. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 119

1871 - Zwickau : Zückler
119 Sehr heftige Winde, die oft die stärksten Bäume wie Strohhalme umbrechen, feste Häuser zerstören, das Meer aufwühlen und die groß ten Schiffe wie Nußschalen auf die Spitze haushoher Wellen und wieder in den Abgrund der Wogen oder an Felsen schleudern, daß sie zerschmettert versinken, nennt man Stürme oder auch Orkane. Blasen zwei oder mehre Winde einander entgegen: so entsteht ein Wirbelwind, der alles Bewegliche, das er erfaßt, im Kreise herum dreht. Nichten nun auch die Stürme und Orkane nicht selten be- trächtlichen Schaden an, und fühlen wir auch bei ihrem Toben unsere Schwäche und Ohnmacht: so erkennen wir darin doch auch wieder des Schöpfers Macht und Größe, der, ob er uns gleich im Nu durch einen einzigen Windstoß vernichten könnte, doch gerade durch seine Winde uns seine Weisheit und Güte kund thut. Durch die Winde reinigt er die Lust von schädlichen Dünsten und schützt uns so vor vielen Krankheiten. Die Winde vermindern ferner die zu große Hitze und Kälte, trocknen die zu feuchte Erde aus und feuchten die zu trockene wieder an, indem sie uns aus fernen Gegenden, oft weit über das Meer herüber, die Wolken und mit diesen den Negen bringen. Sie streuen den Samen der Bäume und Gräser umher, bewegen die Meere, daß sie nicht faul werden, treiben die Schiffe und Windmühlen und schiitteln die Bäume, damit in diesen die Säfte gehörig im Umlauf bleiben. Zu hüten haben mir uns indessen vor dem Winde, sobald wir stark erhitzt sind; denn ein zu schnelles Ab- kühlen unseres Körpers kann uns leicht eine schwere Krankheit bringen. Übrigens hat der Wind auch auf das Wetter einen wesentlichen Einfluß; denn der Ostwind bringt uns gewöhnlich trockene Witterung, der Westwind Regen, der Südwind Wärme imb der Nordwind Kälte. Gefährliche Winde. Die wichtigsten derselben erwähnen wir hier. Unter diesen steht oben an: Der Harmattan. Dieser weht in Afrika im April gewöhnlich drei bis fünf Tage lang von Osten her. Da er über die ganze uner- meßliche Sandwüste kommt, so ist er unerträglich heiß und verdorrt nach wenig Stunden alle Gewächse, über die er hinweht. Alles Holz- werk bekommt Sprünge. Die Augen werden sogleich ganz trocken und entzündet. Von der Nase und dem Munde schält sich die Haut ab. Die Luft wird undurchsichtig, denn der Wind führt einen dicken Nebel und einen bläulichen Staub mit sich, welcher letztere ziemlich dick liegen bleibt. Da aber zu gewisser Jahreszeit furchtbare Regengüsse jene Ge- genden überschwemmen, so ist dieser Wind, welcher in kurzer Zeit alle entstandenen Moräste und Sümpfe ganz austrocknet und alle schlimmen Folgen einer mit feuchten Dünsten angefüllten Luft beseitigt, für die Bewohner jener Länder dennoch höchst nützlich.
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