1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
264
bedeckt. Südasien ist die ursprüngliche Heimath der meisten Pflanzen-
u. Thiergeschlechter, welche wir in Begleitung des Menschen finden, na-
mentlich unserer Feldfrüchte u. Hausthiere. Da prangen immergrüne,
undurchdringliche Wa ldungen mit riesenhaften Bäumen; es wachsen hier
die Cocos- u. Sagopalme, der Brod-, Zimmt-, (auf Ceylon) Muscat-, Ge-
würznelken- u. Ebenholzbaum; Pfeffer (von der Küste Malabar bis Ost-
Borneo), Reis, Kaffee, Thee (vorzüglich in China), Baumwolle, die besten
Arzneikräuter und Farbestoffe, z. B. der Indigo. — Das Mineralreich
liefert außer den gewöhnlichen Producten in Indien den Diamant, im
Uralgebirge viel Gold, Platina u. Silber u. den Magnetstein. — Auch die
Thierwelt zeigt in Asien größere Mannigfaltigkeit, als in Europa: Der
Elephant, Tiger, Löwe, der Affe, das Kameel, der wilde Esel, die Gazelle,
der Büffel, das Moschusthier, das Krokodil, Schildkröten, die giftige Vrillen-
u. die Riesenschlange; der Pfau, Paradiesvogel, Strauß, Schwalben (deren
eine Art die eßbaren Vogelnester liefert), Perlen. — Die Bewohner
Asiens zerfallen in 3 große Klassen: 1) wilde Völker, welche v. der Jagd
oder vom Fischfänge leben u. meist in Nordasien vorkommen. 2) Nomaden
oder Hirtenvölker, die einfache, patriarchalische Sitten haben, meist in
Mittelasien; u. 3) gesittete (civilisirte) Völker, welche Staaten bilden,
Ackerbau, Gewerbe u. Künste treiben u. also auf einer höhern Stufe der
Bildung stehen. Am dichtesten ist die Bevölkerung im S., vorzüglich in
China, menschenarm sind dagegen die nördlichen Länder.
Wie merkwürdig ist Asien! Es ist die Wiege des Menschengeschlechts.
Von hier aus ist Europa bevölkert, v. hier aus ist die Bildung durch Re-
ligion, Wissenschaft u. Kunst ausgegangen. Hier ist der Ursprung der 3
Hauptreligionen: der mosaischen, christlichen u. muhamedanischen; außer-
dem haben die zahlreichsten Verehrer die Religion deszoroaster od. Zerduscht,
des Brahma, Buddha, Lama (ein Zweig des letztern) u. des Confucius od.
Con-fu-tse. Auch sind hier Feueranbeter (Guebern, Parsen) rc. Hier wur-
den die ältesten u. wichtigsten Erfindungen gemacht: das Eisen zu schmie-
den, „die Schreibkunst u. Papierfabrikation. — Von Asien aus erhielten
wir Äpfel, Birnen, Kirschen, Nüsse rc., so wie wir jetzt auch Baumwolle,
Specereien, die edelsten Gewürze u.so vieles Andere von daher erhalten. Hier
standen einst die ältesten, berühmtesten Reiche u. die blühendsten Staaten.
Aber die Pracht u. Herrlichkeit alter Zeit ist längst verfallen, u. nur Trüm-
mer sind davon noch übrig.
Die wichtigsten Gebirge sind: 1) der Himalaja (d. h. Sitz des
Schnees), das höchste Gebirge der Erde. Es bildet die Grenze zwischen dem
chinesischen Reiche u. Vorderindien; Berge: der Gaurisankar od. Everest,
29000f- hoch, der höchste Berg auf der Erde; derkinchinjinga, 26440 F.;
der Dhawala-Giri (weiße Berg) 26340 F. — 2) Der Hindukusch, an der
Grenze Indiens u. Tibets. Dercund, 19260 F. hoch. — 3) Derküen-
Lün od. Kulkun, der gerade da, wo der Hindukusch von dem Himalaja
westwärts ausläuft, nach Osten sich abzweigt. Der Karakorum ist 18000