1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nehmen die Flüsse ihren Lauf. — In vielen Ländern herrschen weder
die Höhen, noch die Tiefen vor, sondern wechseln gleichmässig mit ein-
ander ah; dies sind die Gebirgsländer. In andern Ländern linden
sich nicht blos einzelne Berge u. Gebirge, sondern der gelammte Boden
erhobt sich hoch über die Meorcsflächo; dies sind die Hoch-oder Tafel-
länder. Man erkennt dieselben an der verminderten Wärme der Luft,
an dem starken Falle des fliessenden Wassers u. an den tief eingeschnittenen
Thälern. Im Gegensatze zu solchen Ländern stehen diejenigen, in denen
ebenfalls keine Abwechselung von Berg u. Thal vorhanden ist, sondern
der Boden in weit ausgedehnten Ebenen sich nur wenig über den Meeres-
spiegel erhebt; man nennt sie Tief- oder Niederländer. Endlich
gibt es noch Stufenländer, d. h. solche, in denen ein allmäliger Über-
gang vom Hochlande zum Niederlande Statt findet.
53. (21.) Gebirge und Berge.
Man unterscheidet gewöhnlich zwei Hauptarten von Gebirgen. Die
Argebirge, welche die höchsten sind und steh wahrscheinlich zu gleicher
Zeit mit der Erde selbst gebildet haben, bestehen ans sehr festen Steinarten,
besonders aus Granit und machen gleichsam das feste Gerippe des Erd-
Körpers aus. Die spater aufgesetzten Gebirge, weld)e erst allmalig
entstanden stnd, und zu denen die Flötzgcbirgt gerechnet werden, ent-
halten den größten Reichthum an Mineralien, sowie an Versteinerungen
und Abdrücken von Thieren und Manzen der Vorzeit. Der gröszte Theil
der Erdoberfläche besteht aber aus aufgeschwemmtem Lande, welches
durch Überschwemmungen entstanden ist und meist lockere Erdarten, and)
hier und da Überreste sehr groszer, jetzt nicht mehr vorhandener Thiere
enthalt.
Welche Wunder aber die höheren Gebirge der Erde darbieten, das
mögen folgende Sdzildernngkn did) wenigstens ahnen lassen.
Die Nahe des Montblanc.
Schon sahen wir die Schneegebirge vor uns; das Thal fing an zu
stocken; das Flüßchen Arve schoß aus einer Felskluft hervor; wir mußten
einen Berg hinan u. wandten uns, die Schneeberge rechts vor uns, immer
höher. Abwechselnde Berge, alte Fichtenwälder zeigten sich uns rechts
theils in der Tiefe, theils in gleicher Höhe mit uns. Links über uns waren
die Gipfel der Berge kahl u. spitzig. Wir fühlten, daß wir einem stärkeren
u. mächtigeren Satze v. Bergen immer näher rückten. Wir kamen über
ein breites, trockenes Bett v. Kieseln u. Steinen, das die Wasserfluthen
die Länge des Berges hinab zerreißen u. wieder füllen, v. da in ein sehr
angenehmes, rund geschlossenes, flaches Thal. Wenn man hierauf über
einige Felsen hinweg ist, steigt man einen Berg hinan; die Massen werden
hier immer größer; die Natur hat hier mit sachter Hand das Ungeheuere zu
bereiten angefangen. Es wurde dunkler; wir kamen dem Thale Chamouni