1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bekannteste unter diesen Sprudelquellen ist der Geiser, der alle Kunst-
wasserwerke hinter sich läßt. Seine Röhre hat eine Tiefe von 80 Fuß
und sein zirkelrundes Becken hat einen Durchmesser von 74 Fuß. Wenn
ein Ausbruch des Geisers bevorsteht, beginnt das Wasser nach u. nach
bis zur Hälfte der Höhe des Beckens zu steigen. Anfangs in Ruhe, jedoch
von unterirdischem Knallen begleitet, sobald es die halbe Höhe erreicht hat.
Je inehr das Becken sich füllt, desto häufiger u. stärker werden auch die
Schüsse, u. das Sieden oder Aufbrausen nimmt im nämlichen Verhält-
nisse zu. Wenn das Becken voll wird, entstehen dann u. wann kleinere
Ausbrüche, in welchen das Wasser bis zu einer Höhe von 40 Fuß ge-
worfen wird; das heftige Knallen niinmt zu, man hört wohl drei Schüsse
in jeder Secunde, der Boden bebt, u. nun endlich geschieht der große
Ausbruch, in welchem das Wasser während einer Zeit von gewöhnlich
5, bisweilen auch 10 bis 15 Minuten mehre Male, gewöhnlich 100
bis 120 Fuß, auch zuweilen 200 Fuß u. noch höher geworfen wird u.
stets in das Becken zurückfällt. Solche große Ausbrüche geschehen regel-
mäßig jede sechste Stunde, so daß in 24 Stunden vier große Ausbrüche
Statt finden. Wirft man Steine in das Becken, so werden sie mit dem
Wasserstrahl in die Höhe geschleudert, fallen aber gewöhnlich wieder in
das Becken zurück. In der Nähe des Geisers sind noch zwei andere
nicht minder merkwürdig sprudelnde Quellen, welche dem Erdbeben von
1784 ihre Entstehung verdanken u. der neue Geiser genannt werden,
davon die eine kein Becken, sondern nur eine etwas über die Erde hervor-
ragende Röhre hat, deren Tiefe 44 Fuß u. Durchmesser 8 Fuß beträgt.
Sie sprudelt zu keinen bestimmten Zeiten, doch geschieht es gewöhnlich
jeden zweiten u. dritten Tag, wo sic ihr Wasser dann meistens um ein
Drittel höher wirft, als der alte Geiser. So lange sie nicht sprudelt,
stößt sie Danyif aus; ehe man es aber erwartet, kommt sie plötzlich unter
einem schrecklichen Getöse, das einer heftigen Kanonade nicht unähnlich
ist, zum Ausbruch, u. wirft das Wasser mit einer erstaunlichen Kraft em-
por, so daß die Erde bebt u. Alles in Rauch u. Dampf eingehüllt wird.
Die über der Wassersäule sich zeigende Rauchsäule scheint bis zu den
Wolken zu steigen u. bleibt eben so lange wie die Wassersäule stehen,
welche letztere eine Höhe von 150 F. erreicht u. häufig einzelne kleine
Wasserstrahlen schräg auswirft. Die andere Quelle hat ein länglich rundes
Becken u. eine Röhre v. der Gestalt eines Schneckenganges, u. wirft sel-
tener als der alte Geiser Wasser, aber höher aus u. bisweilen ununter-
brochen in mehren Stunden. Man sah sie schon eine unten 17 F. dicke
Wassersäule bis zu einer Höhe v. 150 F. werfen u. die eingeworfenen
Steine hoch über die Wassersäule emporschleudern. Cannabich.
Ausbruch des Vesuvs i. 1.1794.
Schon am 12. Juni 1794 fühlte man Erdstöße in Neapel; stärkere
erfolgten den 15. Juni Abends um Io Uhr. Das Eisen an den Bettge-