1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kittel hängt die Blende oder der Wetterkasten, eine hölzerne, innerlich ver-
blechte Laterne mit Grubenlicht. — Im höchsten Glanze erscheint die Knapp-
schaft bei Bergaufzügen, die nur bei feierlichen Gelegenheiten, gewöhn
lich des Nachts, mit Musik u. Fahnen, unter dem Scheine von Fackeln
u. Grubenlichtern, gehalten werden. Bergaufzüge bei Tage nennt man
Tagparaden.
Die Sprache des Bergmannes hat viel Eigenheiten. Die Tiefe
nennt er Teufe; die Grube Zeche; die Stelle, wo er das Gestein losbricht,
das Ort; die Luft Wetter; die Axt den Kaukam; den Karren Hund;
die zum Betriebe seiner Arbeiten nöthigen Wässer den Aufschlag; den
Verein von Personen zum Baue einer Grube G ew erkschaft; die einzelnen
Theilnehmer G e w e r k e n; die Beiträge derselben Zubuße; ihr Antheil an
der Zeche Kuxe; der Reinertrag Ausbeute; die Bergberichte Fahrbögen;
die Huthäuser, Pochwerke, Bergschmieden rc. einer Grube Taggebäude.
Sein Gruß ist „Glück auf!" —
Die steinkohlenführenden Gebiete unseres Vaterlandes sind im
plauen'schen Grunde bei Dresden, bei Lugau u. Ölsnitz u. bei Zwickau.
Alan hat sie zum größten Theile durch Schächte aufgeschlossen. Viele von
ihnen haben etliche hundert, einzelne sogar 500—700 Meter Tiefe. Die
Ergebnisse des Kohlenbergbaues sind in der neuesten Zeit wahrhaft
großartig geworden. Er zählte r. 1.1809 im Ganzen: 88 gangbare Gruben
auf Stein- u. 184 auf Braunkohlen, jede der erstern mit einem großen
Überschüsse. Der Steinkohlenbergbau hatte in den 3 Jnspectionen Chem-
nitz, Dresden u. Zwickau ein Erträgnis; von mehr als 0 Millionen Thalern
u. es erhielt ein Arbeiter (bei täglich 12 Stunden Arbeit) wöchentlich 4 bis
5 Thaler Lohn; während vom Braunkohlenbergbau in den beiden Jnspec-
tionen Chenmitz u. Dresden eine Einnahme von inehr, als 1 Millionen
Thalern erzielt ward. In den 246 Erzgruben waren nur 9 in der glück-
lichen Lage, einen Überschuß zu vertheilen. Im Großen u. Ganzen fristet
der Erzbergbau Sachsens sein Leben nur noch durch Zubuße.
Der Erzbergbau beschäftigt 9770, der Steinkohlenbergbau 13500 u.
der Braunkohlenbergbau 3530 Beamte u. Arbeiter, in Summa 26800
Personen. Nach K. Agst. Engelhardt.
11. Die Holz- u. Spielwaareirfabrikation.
Seiffen b. Sayda*) ist der Mittelpunkt der Holz-, besonders Spiel-
waarenfabrikation, deren Artikel theils im Hauswesen unentbehrlich sind,
theils durch ihre freundlichen Gestalten der Kinder Herzen erquicken. Denn
hier, wie zum Theil auch in der Gegend von Augustusburg, Grünhainichen,
*) Im Gerichtsaintsbezirke Sayda wohnen gegen 1400 Drechsler, u. zwar
in Seiffen u. Heidelberg gegen 600, in Einsiedel u. Brüderwicse 180, in Deutsch-
neudorf u. Catharinenberg 300, in Obcrseiffenbach u. Oberlochmühle 100, in
Niederfeiffenbach u. Dietersbach 150, in Neuhausen u. Frauenbach 200.