1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
den waren u. schon Sachsens Grenzen bedrohten; aber vms konnte er allein
ausrichten, da die übrigen deutschen Fürsten ihn verliessen, u. auch der
tapferße Kriegsmann vor den schwarzen Räuberhorden der Hussitm die
Flucht ergriff 's Bei Brüx (1425), bei Miefs u. vor Allem bei Aussig (1426)
verlor er gegen sie viele seiner trefflichßen Streiter. Diese unglücklichen
Ereignisse der letzten Jahre, u. dazu die stets peinigende Voraussehung, dass
es noch schlimmer kommen, u. Sachsen settbst in die Hände der grausamen
Feinde gerathen werde, brach die Kraft u. den Muth des einst so gefürch-
teten Helden. Unter trüben Ahnungen u. ernsten Ermahnungen an seine
beiden Söhne, Friedrich u. Wilhelm, legte er im Januar 1428 sein Haupt
zum Todesschlummer nieder. Nach Mohr.
11. Friedrich der Sanftmüthige (1428-1464).
Wilhelm 111, der tapfere.
Der Bruderkrieg. (1446-1450).
„Wie fein u. lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei einander
wohnen!" Noch auf seinem Sterbebette hatte der Kurfürst Friedrich I., der
Streitbare, seine Söhne zu brüderlicher Eintracht u. zur Milde gegen die
Unterthanen ermahnt. Leider wurde diese Ermahnung nicht befolgt!
Schon hinsichtlich ihrer Gemüthsart waren die beiden fürstlichen Brüder
einander ganz entgegengesetzt. Kurfürst Friedrich Ii., der Sanft-
müthige genannt, liebte die Ruhe u. den Frieden; Wilhelm, rasch u.
hitzig von Natur, fand Wohlgefallen am Kriege. Sagte man von ihm
doch: „Wenn Herzog Wilhelm die Sporen anlegt u. damit über den Hof
zu Weimar geht: so hört man ihn über ganz Thüringen". Nun standen
aber beiden Fürsten eigennützige und herrschsüchtige Räthe zur Seite; dem
Herzog Wilhelm vorzüglich der streitsüchtige Apel von Vitzthum. Anfangs
regierten die Brüder ihre Länder gemeinschaftlich; i. I. 1445 theilten sie
sich in Altenburg in dieselben, so daß der Kurfürst Friedrich Meißen, der
Herzog Wilhelm Thüringen erhielt; das zwischen Mulde u. Saale gelegene
Osterland wurde unter beide vertheilt. Keiner aber war mit dem, was ihm
zugefallen, zufrieden. Die Vermittlungsversuche benachbarter Fürsten
waren ohne Erfolg, weil vorzüglich Apel von Vitzthum den Herzog immer
heftiger wider seinen Bruder aufreizte, ja seinen Herrn sogar dahin zu
bringen suchte, das; er füv den Fall seines kinderlosen Todes Thüringen
an den König von Böhmen vererbte. Es kam zum Kriege zwischen den
Brüdern 1446—1450. Der Krieg bestand weniger in entscheidenden
Schlachten, als in vielen kleinen Gefechten, Plünderungen, Mordbränden
u. anderen Gräueln btirgerlicher Kriege. Vielleicht hätten die Fürsten nach
zwei Jahren Frieden gemacht; allein daran war den; habgierigen Vitz-
thum Nichts gelegen. Auf seinen Betrieb ließ Wilhelm 0000 Böhmen
anwerben, und diese wirthschafteten in Freundes, wie in Feindes Lande
auf gleich schreckliche Weise. Auch des Kurfiirsten Helfershelfer gingen
nicht schonender zu Werke; der Feldhauptmann Hermann von Harras