1871 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Heinr ich der Fromme, der nur die Einkünfte der Ämter Freiberg u. Wol
lenstein, nebst 12500 Gülden zu seiner Verfügung hatte, wählte Freiberg
zu seiner Residenz. Hier war er geliebt von seinen Unterthanen, besuchte
fleißig ihre Werkstätten u. fuhr selbst in Bergmannkleidern mit seinen lieben
Bergleuten an. Manche unschuldige Eigenthümlichkeiten hatte er. So trug
er fortwährend einen Dolch u. ein Schwert u. meistens einen Wolfspelz,
¿lud) liebte er schöne Pferde u. ergötzte sich gern an Musik u. Gesang. Beson-
ders fand er Freude an übermäßig großen Kanonen.—In den Jahren 1521
u. 1522 ließ er die Stadt Marienberg bauen, weil hier neue Erzadern
entdeckt morden waren. Er lebte zuweilen dort u. in Wolkenstein. In der
Umgegend von Wolkenstein wurde erweist „der gute Heinz oder Hinz" ge-
nannt. Obgleich er sanft war, so zeigte er doch auch Strenge. Dies be
weisen einige in Folge der Bauernunruhen angeordnete Hinrichtungen.
Heinrich konnte sich einige Zeit nicht entschließen, wie er sich in Hin
sicht auf die Reformation verhalten sollte, weil er es nicht gern mit seinem
Bruder Georg verderben wollte, endlich gab er diese Bedenklichkeit auf.
Im I. 1530 wurde die Reformation in den verschiedenen unterworfenen
Orten eingeführt.
Roch am ¿lbende des 17. April 1539, dem Todestage Georg's, langte
Heinrich bei Fackelschein in Dresden an, uni die Regierung zu übernehmen.
Am Psingstfeste (25. Mai) führte er in Leipzig u. dem 6. Juli in Dresden
die Reformation ein. Auch ordnete er eine allgemeine Kirchenvisitation an.
Doch schon am 18. Aug. 1541 starb er, betrauert von seiner Familie, wie
von seinen Unterthanen. Er wurde im Dome zu Freiberg beigesetzt; denn
oft hatte er geäußert: „Ich habe die Freiberger allerwege treu u. gehorsam
erfunden, darum will ich auch bei ihnen ruhen und schlafen." —
Nach Heller.
18 (24.) Johann Friedrich der Grosimnthiqe.
(1332—1547, i 1351.) — Moritz (1341—1533 )
War es doch, als wenn man nur gewartet hätte, bis Luther den
Mund schlösse, der fortwährend zum Frieden gerathen hatte; denn kaum
war sein Auge im Tode gebrochen, als auch die Feindseligkeiten gegen den
Kaiser begannen, welcher immer deutlicher den Plan zeigte, den Proöestan
tismus zu unterdrücken. Der Nachfolger Johann's des Beständigen, Jo-
hn n n F r i e d r i ch d e r G r o ß m ü t h i g e, u. dessen Bundesgen osse, der Land-
graf Philipp von Hessen, rückten i. I. 1546 mit einem bedeutenden Heere
an die Donau gegen den Kaiser, welcher noch sehr wenig Soldaten um sich
hatte. Sie hätten denselben leicht besiegen u. dadurch zwingen können,
die Protestanten in Zukunft in Ruhe zu lassen, ¿lber jetzt erst, nachdem
sie mehr gethan hatten, als ihnen der Kaiser verzeihen konnte, jetzt erst
fingen sie an zu überlegen, ob sic auch wohl stecht daran thäten, den Kaiser
zu "bekriegen. Der kluge Rathschlag des Feldherrn der süddeutschen Städte,
des wüthigen Schärtlin, den Kaiser sogleich anzugreifen, wurde nicht be-