Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 461

1871 - Zwickau : Zückler
461 hatte Melanchthon thätigen Antheil. Nicht weniger segensreich wirkten die Visitationsartikel, welche er auf Befehl des Kurfürsten Johann des Beständigen 1528 ah fasste. Sie enthielten in 18 Kapiteln die Hauptstücke des christlichen Glaubens, welche dem gemeinen Volke vor- getragen werden sollten. Besonders entschieden u. kräftig trat Melanch- thon 1529 auf dem Reichstage zu S p e i e r u. in dem Religionsgespräche zu Marburg auf. Unter diesen Spaltungen hatte der Kaiser einen Reichs- tag zu Augsburg auf das J. 1530 ausgeschrieben. Nun trug der Kur- fürst Ruthen, u. Melanchthon auf, „die Artikel der Rehre festzusetzen, von denen man nicht weichen könne.“ Dies geschah zu Torgau, u. Melanch- thon hatte die Glaubensartikel in die rechte Form zu bringen. Diese Schrift, die am 25. Juni 1530 auf dem Reichstage zu Augsburg übergeben wurde, u. die Vertheidigung derselben (Apologie) trugen den Ruhm Melaneh- thon’s durch alle Ränder Europa’s. König Franz I. v. Frankreich u. Heinrichviii. von England hatten ihn in ihre Ränder eingeladen; aber beides schlug er aus Riebe zu seinem Wittenberg ab. Um die Rutheraner u. Reformirten zu vereinigen, begannen 1534 die Verhandlungen zu Kassel, wurden in Eise- nach fortgesetzt u. 1536 in Wittenberg beschlossen. Beide Theile freuten sich herzlich, als dem friedliebenden Melanchthon das Vereinigungswerk endlich gelungen war. Auf dem Convent (der Versammlung) zu Schmal- kalden 1537 setzte man abermals das evangelische Bekenntnis? fest u. lehnte die Einladung des Papstes zum allgemeinen Concil nach Mantua in Ober- italien ab. Auf einer Reife nach Hagenau im Eliäfs ward Melanchthon tödtlich krank, u. nur Rüthers Zuspruch u. kräftiges Gebet, das Gott er- hörte, erhielten ihn am Reben. Er sagte selbst: „Wäre Rüther nicht ge- kommen, so wäre ich gestorben.“ 1541 reiste Melanchthon abermals zu einem Religionsgespräch nach Worms u. später nach Regensburg, wo Ver- handlungen über die Vereinigung der Protestanten u. Katholiken gepflogen werden sollten. Doch kam keine Einigung zu Stande, u. Melanchthon musste sogar von den Seinigen bittere Vorwürfe anhören, weil er zu grosse Milde u. Nachgibigkeit gezeigt habe. Unter seiner Mitwirkung führte der greife Erzbischof Hermann zu Cöln die Reformation ein; derselbe wurde jedoch deswegen 1546 feines Amtes entsetzt. Neben diesen anstrengenden Arbeiten für Kirche u. Schule brachen auch in feiner Familie grosse Sorgen u. Bekümmernisse herein. Sein Schwiegersohn Sabinus, Professor in Königs- berg, behandelte feine geliebte Tochter Anna gar übel, bis diese 1547 starb. — Ebenso machte ihm sein geistig wenig begabter Sohn Philipp grossen Kummer. Selbst sein Verhältnis» zu Rüther wurde ziemlich locker, da ihm dieser nicht verzeihen konnte, dass er die von den Evangelischen urkundlich anerkannte augsburgifche Confesfion bei jeder neuen Ausgabe ver- bessere, verändere u. mildere. Durch des Kurfürsten Vermittelung stellte sich jedoch das alte freundliche u. freundschaftliche Verhältnise wieder her. Den grössten Schmerz bereitete ihm die Nachricht von Ruth er’s Tode; er vermochte nicht, feine Vorlesung zu halten. Bei dem feierlichen Begräb- nisse Rüther's rühmte er in einer lateinischen Rede tiefgerührt die grossen Verdienste des verblichenen Freundes u. Glaubenshelden. Alle Briefe, welche er um jene Zeit schrieb, waren von Thränen benetzt. Auch andere seiner Freunde schieden aus dem Reben, u. dies vergrößerte den Schmerz. Die bangen Sorgen um die Zukunft der Kirche u. die finstern Ahnungen sollten bald erfüllt werden. Im J. 1547 brach der schmalkaldische Krieg aus, der erst mit dem Religionsfrieden zu Augsburg 1555 endete. Melanch- thon war gezwungen, mit den Seinigen Wittenberg zu verlassen, — diese Stadt, die er liebte, wie seine Vaterstadt, u. sein Nestlein an der Elbe nannte. Er musste bald hierhin, bald dorthin fliehen. Die Universität löste sich einstweilen auf, u. Johann Friedrich der Großmüthige gerieth in Gefangen-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer